Neuste Erkenntnisse der Antihormontherapie bei Brustkrebs

Gynäkologin Dr. Bettina Müller informierte in ihrem Vortrag an der GRN-Klinik ausführlich über Wirkung, Nebenwirkungen und Nebenwirkungsmanagement


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Bei Frauen ist Brustkrebs nach wie vor die häufigste Krebserkrankung. Laut Statistik erhält jede siebte Frau im Laufe ihres Lebens diese Diagnose. Oberärztin Dr. Bettina Müller sprach in ihrem Vortrag über die neuesten Entwicklungen sowie Wirkung, Nebenwirkungen und das Nebenwirkungsmanagement. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe „Was Frauen bewegt“ in der Cafeteria der GRN-Klinik Weinheim statt.

„Ich möchte Ihnen heute erzählen, was es Neues gibt,“ begann die Gynäkologin ihren Vortrag. Überraschend für viele dürfte wohl mit der ersten Aussage gewesen sein, dass auch Männer an Brustkrebs erkrankt können und an der GRN-Klinik Weinheim dieses Jahr schon zwei männliche Patienten behandelt wurden. Der überwiegende Teil der Mamma-Karzinome – 80 Prozent – sind sogenannte hormonabhängige Tumore, deren Wachstum also durch die weiblichen Geschlechtshormone gefördert wird.  Die Oberärztin erklärte das Prinzip der Antihormontherapie, die sich darauf stützt, dass die Mehrheit der Brustkrebszellen auf ihrer Oberfläche Hormonrezeptoren trägt und diese wachsen, wenn sie mit bestimmten weiblichen Geschlechtshormonen in Kontakt kommen: „Bei der endokrinen Therapie blockieren wir die Bildung und Wirkung dieser Hormone, wodurch das Wachstum hormonempfindlicher Tumorzellen verhindert wird.“

In diesen Fällen kommt neben Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung die endokrine Therapie - die sogenannte Antihormontherapie - zum Einsatz. Bei Patientinnen mit einem sehr weit fortgeschrittenen Karzinom ersetzen die modernen Antihormon- und Antikörper Therapien die Chemotherapie mit hervorragenden Ergebnissen und einer guten Verträglichkeit. Neueste Studien evaluieren, ob in Zukunft die Antihormontherapie für bestimmte Patientinnen mit einem frühen Brustkrebs eventuell die meist schlechter verträgliche Chemotherapie ersetzen könnte.

„Unser Ziel ist die Heilung bei nicht metastasierten Patientinnen, und da Brustkrebs eine systemische Erkrankung ist, ist auch eine systemische Therapie notwendig, die für die einzelne Patientin individuell festgelegt wird,“ erläuterte Dr. Müller. Hierzu wird eine individuelle Risikobeurteilung durchgeführt bei der unter anderem die Größe und Aggressivität der Tumoren genau festgestellt werde und, ob diese gestreut hätten und Lymphknoten befallen seien.

Im Anschluss stellte die Expertin die verschiedenen Medikamentengruppen wie Antiöstrogene oder Aromatasehemmer vor und erklärte, dass eine Antihormontherapie auch schon vor einer Operation begonnen und danach auch weitergeführt werde, da sich bei einem hormonabhängigen Tumor auch die Krebszellen langsam teilen. 
Im zweiten Teil ihres Vortrages sprach die Gynäkologin noch über die verschiedenen Nebenwirkungen wie Hitzewallungen oder Knochenschmerze, die auch unter der Antihormontherapie auftreten würden und wie diese am besten behandelt werden können. Neben der Phytotherapie, wobei in Studien nachgewiesen wurde, dass besonders die Misteltherapie die Lebensqualität verbessere, zählen hierzu auch Akupunktur und vor allem Sport. Das machte die Gynäkologin in ihren Schlussworten ganz deutlich: „Sport ist unser Allheilmittel. Wenn Sie drei bis fünf Stunden die Woche trainieren, was Ihnen Spaß macht, können Sie damit das generelle Risiko an Krebs zu erkranken um 30 Prozent senken und das Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung sogar um 80 Prozent.“