Arthrose gehört zu den häufigsten Gelenkerkrankungen weltweit – und betrifft Millionen von Menschen, auch in Deutschland. Zum Welt-Arthrose-Tag spricht Chefarzt und Orthopäde Dr. Rose von der GRN-Klinik Schwetzingen über Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und medizinische Entwicklungen.
Was genau ist Arthrose und wie entsteht sie?
Arthrose ist eine chronische degenerative Gelenkerkrankung, bei der der Gelenkknorpel abgenutzt wird. Dieser Knorpel überzieht normalerweise die Knochenenden und ermöglicht als Stoßdämpfer und Gleitschicht reibungslose Bewegungen. Wird er beschädigt oder baut sich ab, reiben die Knochen direkt aufeinander. Das führt zu Schmerzen, Entzündungen und Bewegungseinschränkungen. Ursachen können Alter, langjährige Überlastung, Fehlstellungen, Verletzungen oder Übergewicht sein.
Welche Formen der Arthrose gibt es?
Es gibt zwei Hauptformen: die primäre Arthrose ohne klare Ursache, die meist im höheren Alter auftritt und die sekundäre Arthrose infolge von Verletzungen, Fehlstellungen oder Entzündungen. Besonders oft sind Hüfte und Knie betroffen, da sie als tragende Gelenke extrem hohen Belastungen ausgesetzt sind. Begünstigende Faktoren wie Alter, Übergewicht, familiäre Vorbelastung sowie berufliche Tätigkeiten mit viel Stehen, Heben oder Knien können zu einer chronischen Überbeanspruchung führen.
Wie sieht bei Ihnen ein typischer Behandlungsablauf aus?
Zunächst erfolgt ein ausführliches Patientengespräch und eine gründliche körperliche Untersuchung zur Beurteilung der Beweglichkeit, Stabilität und der Schmerzen des betroffenen Gelenks. Zur Diagnosesicherung ist eine Röntgenaufnahme unverzichtbar, bei Bedarf auch MRT oder CT. Nach der Diagnose bespreche ich mit dem Patienten die individuellen Therapiemöglichkeiten – unter Berücksichtigung des Alters, Grad der Arthrose, Symptomen und persönlichen Bedürfnissen. Die Behandlung kann konservativ oder operativ sein. Die Nachsorge richtet sich nach der gewählten Therapie; nach Operationen folgt eine intensive Physiotherapie und oft eine stationäre oder ambulante Rehabilitation.
Welche konservativen Therapien empfehlen Sie und wann OP?
Bei ersten Anzeichen von Arthrose sind konservative Maßnahmen oft sehr wirksam, um Symptome zu lindern und das Fortschreiten zu verlangsamen. Ich rate zu Physiotherapie, gezieltem Bewegungstraining, Gewichtsreduktion, einer gezielten oralen Schmerztherapie, Injektionstherapien sowie orthopädischen Hilfsmitteln wie Einlagen oder Bandagen. Über eine Operation sollte man nachdenken, wenn diese Maßnahmen zur Schmerzlinderung nicht mehr ausreichen und die Lebensqualität im Alltag stark eingeschränkt ist. Die Entscheidung wird gemeinsam getroffen und alle Optionen ausführlich besprochen.
Welche Vorteile hat bei Arthrose der Gelenkersatz, wie Sie ihn regelmäßig in der GRN-Klinik durchführen?
Ein Gelenkersatz (Endoprothese) ist eine der wirksamsten Behandlungsoptionen bei fortgeschrittener Arthrose und bewirkt Vieles: deutliche Schmerzfreiheit, Wiederherstellung der Beweglichkeit und eine verbesserte Lebensqualität. Alltagstätigkeiten, Hobbys und die Mobilität insgesamt sind wieder möglich. Moderne Prothesen halten oft 15-20 Jahre oder länger.
Welche Maßnahmen empfehlen Sie, um einer Arthrose vorzubeugen oder ihren Verlauf zu verlangsamen?
Regelmäßige Bewegung, am besten gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Yoga schmiert die Gelenke und versorgt den Knorpel mit Nährstoffen. Ein gesundes Körpergewicht sowie Muskelkräftigung sind ebenfalls präventiv wirksam Gesunde Ernährung unterstützt die Gewichtskontrolle und wirkt entzündungshemmend. Ein gesunder Lebensstil, auch ohne Rauchen und Alkoholkonsum, kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.
Die Unfallchirurgie und Orthopädie der GRN-Klinik Schwetzingen ist ein zertifiziertes Endoprothesenzentrum (EPZ). Was bedeutet dieses Zertifikat?
Es ist ein Qualitätssiegel, das hohe Standards bei Gelenkersatzoperationen mit modernsten Operationstechniken bestätigt. Voraussetzungen sind viele Eingriffe pro Jahr, spezialisiertes Personal, standardisierte Abläufe und regelmäßige externe Kontrollen – all das garantiert eine optimale Versorgung.
Wie hat sich Ihre Sicht auf Arthrose verändert?
Mein Blick darauf hat sich sehr stark verändert. Früher galt Arthrose als unvermeidlicher Verschleiß. Heute wissen wir, dass Prävention und frühzeitige Behandlung den Verlauf deutlich verlangsamen können. Und es gibt immer neue Technologien – spannend finde ich digitale Techniken wie Navigation und Robotik für präzisere Implantation, verbesserte Prothesenmaterialien sowie minimalinvasive Chirurgie für eine schnellere Genesung.
Wie wichtig ist aus Ihrer Sicht der Welt-Arthrose-Tag?
Sehr wichtig. Er rückt eine weit verbreitete, aber oft unterschätzte Krankheit in den Fokus der Öffentlichkeit. Er klärt auf, entstigmatisiert und ermutigt Betroffene, sich frühzeitig ärztliche Hilfe zu suchen. Arthrose bedeutet nicht das Ende der Mobilität. Arthrose ist behandelbar. Es gibt heute viele Möglichkeiten, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten. Mein Rat: „Bleiben Sie aktiv, bewegen Sie sich und suchen Sie frühzeitig professionelle Hilfe.“