Demenz – den Menschen nicht vergessen

Virtuelle Veranstaltung anlässlich des Welt-Alzheimertags / Thema: Demenz und Kommunikation


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Anlässlich des Welt-Alzheimertags, der weltweit jedes Jahr am 21. September stattfindet, lud das GRN-Betreuungszentrum Sinsheim zu einer virtuellen Online-Veranstaltung für Angehörige und Betroffene ein. Unter dem Titel „Weißt du noch, damals?“ gab Karin Schröter, Leiterin des Betreuungszentrums, einen tiefen Einblick in den von Kommunikationsschwierigkeiten bestimmten Alltag von Demenzerkrankten und deren Angehörigen oder Pflegenden und zeigte Lösungen auf, wie eine bessere Verständigung funktionieren kann. 

Das Thema Alzheimer verliert nicht an Aktualität. Weltweit sind etwa 55 Millionen Menschen von Demenzerkrankungen betroffen. Bis 2050 wird die Zahl voraussichtlich auf 139 Millionen Menschen steigen. Durch die Vielzahl von Aktionen, die jedes Jahr am Welt-Alzheimertag stattfinden, soll daher die Öffentlichkeit für die Situation von Menschen mit Demenzerkrankung und die täglichen Herausforderungen für deren persönliches Umfeld sensibilisiert werden.

Karin Schröter stellte zu Beginn ihres Vortrages die unterschiedlichen Beeinträchtigungen vor, von denen Menschen mit Demenz betroffen sind. Diese reichen von Gedächtnisverlust (Amnesie) über Orientierungs- und Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Sprachstörungen (Aphasie) und vollkommenem Verlust der Sprache. Die Betroffenen wissen mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung nicht mehr, wie sie heißen, wo sie sich befinden oder welche Funktion verschiedene Gegenstände haben. Eine Gabel kann beispielsweise nicht mehr als solche benannt werden und es ist das Wissen verloren gegangen, wozu diese verwendet wird.

Aufgrund dieser Defizite entwickeln Menschen mit Demenz ein umso ausgeprägteres emotionales Gespür und reagieren äußerst sensibel auf körpersprachliche Signale ihrer Mitmenschen. „In der Kommunikation ist es ganz entscheidend, ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit zu vermitteln“, erklärt Schröter. Hierzu gehört vor allem, sich in die Erlebniswelt der Demenzpatienten zu begeben und deren Realität als richtig anzuerkennen. „Diskussionen, Kritik an falschem Verhalten, Vorwürfe oder gar eine direkte Konfrontation sind nicht zielführend. Es bringt nichts, an die Einsicht von Demenzpatienten zu appellieren, denn sie haben keinen Zugang mehr zu logischen Erklärungen“, so Schröter weiter. Wichtiger sei es, seinem Gegenüber mit viel Verständnis zu begegnen und immer im Hinterkopf zu behalten, dass es nicht an mangelndem Willen liegt, wenn Menschen mit Demenz bestimmten Aufforderungen nicht nachkommen, sondern dass sie nicht mehr wissen, welche Bewegungen dazu erforderlich sind.

Ein paar Grundregeln vereinfachen den Umgang mit Erkrankten auf jeden Fall. Die „A-A-A-Regel“ steht für Ansprechen, Ansehen und Atmen. Das bedeutet, dem Gesprächspartner ins Gesicht zu schauen, diesen konkret mit seinem Namen anzusprechen und dann Luft zu holen, um dem Gegenüber Zeit zu geben. Auch der verstärkte Einsatz von Mimik und Gestik sowie eine vertraute Sprache wie zum Beispiel der gewohnte Dialekt tragen zu einem besseren Verständnis bei. Keinesfalls solle man jedoch eine Art Babysprache verwenden. Durch leichte Berührungen am Arm oder der Schulter unter Berücksichtigung der körperlichen Distanzschranken können zusätzlich Nähe und Vertrauen geschaffen werden. Wichtig sei es außerdem, stets darauf zu achten, dass die verbale und non-verbale Kommunikation dasselbe ausdrücken: Die Stimme und das Gesagte müssen sich auch in der Mimik und Körpersprache widerspiegeln. Demenzpatienten würden ein unaufrichtiges Lachen schnell enttarnen und sich dann eher verschließen, anstatt sich zu öffnen. Schröter appellierte am Ende an ihre Zuhörer: „Nehmen Sie Kritik oder Anfeindungen nie persönlich. Versuchen Sie zum Eigenschutz eine gewisse Distanz zu schaffen, aber bitte: Sehen sie trotz allem den Menschen im Vordergrund und nicht die Krankheit. Die Demenzerkrankten danken es uns, wenn wir sie ernst nehmen und mit Wertschätzung und Respekt behandeln.“