“Vermeidung und Wegschauen sind nicht die Lösung“

Vortrag an der GRN-Klinik Weinheim über den Umgang mit Ängsten nach einer Krebsdiagnose


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Etwa eine halbe Million Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Krebs. Die Diagnose ist für die Betroffenen eine enorme Belastung, die häufig zu existenziellen Ängsten führt. Die Angst vor dem Tod scheint übermächtig zu werden, ebenso wie Gefühle des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit. Wie mit diesen Ängsten umgegangen werden kann und dass es einen Ausweg aus dem Teufelskreis der Angst gibt, zeigte Beate Rohden-Schiller, Psychoonkologin an der GRN-Klinik Weinheim, in ihrem Vortrag „Angst, lass nach!“. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe „Was Frauen bewegt“ statt. 

„Angst schützt und beschränkt uns gleichermaßen“, beginnt Rohden-Schiller ihren Vortrag. „Einerseits schränkt sie uns ein und lähmt uns geradezu, andererseits kann Angst auch aufzeigen, was uns wirklich wichtig ist und uns motivieren, das Beste aus unserem Leben zu machen.“ Die Psychoonkologin beschreibt die unterschiedlichen Angstreaktionen von körperlichen Symptomen über Angstgefühle und Abwehrmechanismen wie Verleugnen, Verdrängen und Vermeiden. „Das sind ganz typische Reaktionen, aber gerade diese Abwehrmechanismen sind nicht die Lösung. Die Angst kehrt dann nur noch stärker zurück.“ Von großer Bedeutung sei es, die Angst zu akzeptieren, sie anzunehmen. Es gelte nicht, diese an sich zu bekämpfen, sondern den richtigen Umgang zu erlernen. Dabei sei es aber auch wichtig zu verstehen, dass sich die Ängste Im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung wesentlich von unseren alltäglichen Ängsten unterscheiden: „Wir haben es hier zum einen mit einer ganz allumfassenden tiefen existenziellen Angst – wie beispielsweise der Angst vor dem Sterben – zu tun und auch  mit der sogenannten Progredienzangst oder auch Rezidivangst. Dies ist die Angst von chronisch erkrankten Menschen, dass ihre Erkrankung wiederkehren oder weiter fortschreiten könne“, erläutert Rohden-Schiller und zeigt dann Strategien zur Angstbewältigung auf.

Der erste Schritt sei zunächst das Akzeptieren der Angst, dann sei es wichtig über diese zu sprechen und seine Gefühle diesbezüglich auszudrücken. „Das muss nicht immer in Form von Gesprächen sein,“ so die Psychoonkologin, „so seien das Schreiben in der Form von verschiedenen Tagebüchern zum Beispiel einem Angsttagebuch oder auch das Malen hilfreiche Möglichkeiten im Umgang mit der Angst. Und es ist natürlich entscheidend, die Nähe von Familie und Freunden zu suchen und sich auch ab und zu abzulenken.“ Es sei wichtig, eine Gefühlsbalance zu erreichen, wie bei einer Waagschale. Wenn auf der einen Seite etwas Unangenehmes in die Schale komme, müsse auf der anderen Seite für Ausgleich gesorgt werden. Hierbei könnten ausreichend Bewegung helfen, schöne Erlebnisse, Aufenthalte in der Natur, Entspannungstraining, und auch das Aufsuchen einer Selbsthilfegruppe und die Inanspruchnahme einer psychoonkologischen Unterstützung. „Es ist wichtig, dass Sie aktiv bleiben, denn gestaltete Angst verliert ihre Bedrohlichkeit,“ wandte sich Rohden-Schiller an die Zuhörerinnen.

Am Ende stellte die Psychoonkologin noch einige Körperübungen vor, die bei akuter Angst und Panik helfen könnten, wie beispielsweise das abwechselnde Stehen auf einem Bein: „Die bewusste Konzentration auf solch spielerische Übungen reduziert das Gefühl der Angst. Unser Gehirn kann sich nicht gleichzeitig in gleicher Weise um Beides kümmern, die bewusste Lenkung und Konzentration auf die Durchführung der Körperbewegung schwächt das Angstniveau ab. “   Auch die sogenannte 4711 Atem-Übung sei so ein Erste-Hilfe-Tool. Man zählt beim Einatmen bis 4, stoppt einen Moment und zählt bei der bewusst langsamen Ausatmung bis 7. Der ganze Vorgang werde dann 11-mal wiederholt. Zum Schluss kamen alle Anwesenden noch in den Genuss einer geführten Meditation, die bei den heißen Temperaturen für einen angenehmen Abschluss dieses einfühlsamen Vortrags sorgte.

 

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