„Leisten- und Nabelbrüche nicht auf die leichte Schulter nehmen“

Dr. Thorsten Löffler, stellvertretender Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am GRN-Klinikum Eberbach, ermutigt Patienten, notwendige Operationen bei Leisten- und Nabelbrüchen trotz Corona nicht auf die lange Bank zu schieben.


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OP trotz Corona? Viele Patienten sind verunsichert. Findet meine Operation überhaupt statt? Sollte ich sie nicht lieber absagen, um mich nicht anzustecken? Dr. Thorsten Löffler gibt Antworten darauf, warum sogenannte Hernienoperationen stattfinden sollten und warum sich die Patienten wegen einer Ansteckungsgefahr nicht sorgen müssen.

Herr Dr. Löffler, was verbirgt sich eigentlich genau hinter dem Begriff Hernie?

Dr. Löffler:  Als Hernie bezeichnet man eine Lücke in der Bauchdecke, die zum Großteil durch eine Bindegewebsschwäche hervorgerufen wird, aber auch angeboren sein kann. Durch die Lücke kann sich das Bauchfell nach außen stülpen. In der Regel unterscheiden wir zwischen Narben-, Nabel- und Leistenbruch.

Würden Sie Patienten, die die Diagnose Narben-, Nabel- oder Leistenbruch erhalten haben, raten, den Eingriff zu verschieben bzw. was ist in der derzeitigen Situation zu beachten?

Dr. Löffler: Nein, auf keinen Fall. Ich verstehe die Verunsicherung der Patienten. Wir achten jedoch strengstens darauf, dass alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden, sodass der Patient nicht fürchten muss, sich im Krankenhaus mit Corona anzustecken. Nach einem negativen Coronatest des Patienten kann die Operation ohne Einschränkungen stattfinden. Und das sollte sie auch. Mit einer rechtzeitigen Operation können spätere Komplikationen verhindert werden. Patienten sollten Leisten- und Nabelbrüche nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir hatten im vergangenen Sommer einige Notfälle, die nicht passiert wären, wenn die Patienten ihre OP nicht aufgeschoben hätten. Wir haben die Kapazitäten nicht eingeschränkt und können alle Operationen durchführen. Dabei bieten wir hier an der GRN-Klinik Eberbach ein breites Spektrum an Operationsmethoden an, von offenen Eingriffen über minimalinvasive Eingriffe bis zu modernen Methoden wie dem MILOS-Verfahren, das eine Mischung aus beiden Verfahren bildet. Was bei den einzelnen Patienten die beste Methode ist, besprechen wir im Vorfeld in der sogenannten Herniensprechstunde, die wir zweimal wöchentlich in Eberbach anbieten.

Welche Anzeichen gibt es für einen Nabel- und Leistenbruch?

Dr. Löffler:  Viele Patienten beschreiben die Schmerzen als stechend oder ziehend. Bei Leistenbrüchen sprechen auch manche von einem Brennen. Die Schmerzen werden in der Regel bei Belastung und Anstrengung stärker. Im fortgeschrittenen Fall ist auch oft eine Schwellung erkennbar, die durch die Ausstülpung des Bauchfells entsteht und die sich besonders beim Husten, Pressen oder Niesen bemerkbar macht. Neben der Befragung des Patienten hinsichtlich seiner Symptome tastet der Arzt die entsprechende Stelle ab und sichert seine Diagnose oft mit einer Ultraschalluntersuchung ab. Insbesondere bei komplizierten Brüchen führen wir in der GRN-Klinik Eberbach ein sogenanntes Valsalva-CT durch. Dabei wird zunächst eine herkömmliche CT-Aufnahme ohne Kontrastmittel gemacht, daraufhin noch eine zweite unter Belastung durch Pressen der Patienten. Dieses Verfahren ist einmalig in der Region und dient einerseits der Diagnosesicherung bei unklaren Fällen, andererseits der OP-Planung bei komplizierten Hernien.


Muss jede Hernie operiert werden?

Dr. Löffler: Ich empfehle grundsätzlich eine Operation, alternativ ist eine Hernie nicht behebbar. Besonders bei akuten Schmerzen sollte der Eingriff zeitnah durchgeführt werden. Bei Hernien, die auf ein schwaches Bindegewebe zurückgeführt werden können, arbeiten wir mit einem sogenannten netzbasierten Verfahren, bei dem ein Kunststoffnetz über die Lücke gelegt wird, um die Bauchwand auch zukünftig zu stützen. Die große Mehrheit der Hernien kann bei uns mithilfe eines minimalinvasiven Eingriffes behandelt werden. Dabei wird eine Kamera durch einen schlüssellochgroßen Schnitt an die entsprechende Stelle geführt. Diese Eingriffe verheilen in der Regel schneller und der Patient ist schneller wieder voll belastbar. Wir sind in Eberbach letztes Jahr von der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) mit dem „DHG-Siegel Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie“ ausgezeichnet worden. Damit geben wir unseren Patienten zugleich das Versprechen, für ihre Operation in Eberbach an der richtigen Stelle zu sein und optimal versorgt zu werden.


Was sind die Risikofaktoren, die eine Hernie begünstigen?

Dr. Löffler: Während es bei Leistenbrüchen mehr männliche Patienten gibt, treten Nabelbrüche häufiger bei Frauen auf. Leisten- und Nabelbrüche kommen grundsätzlich in allen Altersklassen vor. Aber man muss auch sagen, dass gewisse Risikofaktoren im Alter die Wahrscheinlichkeit erhöhen. Zu diesen Faktoren gehören Rauchen, körperliche Belastung, Übergewicht sowie Vorerkrankungen beispielsweise der Lunge.


Wie lange muss ich nach der Operation mit Einschränkungen rechnen?

Dr. Löffler: Wann der Körper wieder vollständig belastet werden kann, hängt vom Eingriff ab. Bei einer offenen OP, bei der ein großer Schnitt gesetzt werden musste, sollte man die Bauchdecke sechs bis acht Wochen nicht schwer belasten. Bei einem minimalinvasiven Eingriff kann der Patient bereits nach zwei Wochen leichte Belastungsübungen machen. Bei beiden Operationen müssen die Patienten in der Regel nur wenige Tage im Krankenhaus bleiben, die Nachbehandlung übernimmt der Hausarzt.