„Hobbysportler haben ein höheres Risiko, sich zu verletzen“

Corona-Pause führt vermehrt zu Sportverletzungen – Unfallchirurg und Sporttraumatologe der GRN-Klinik Sinsheim rät zu langsamem Einstieg nach Zwangspause


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Sportverletzungen nehmen aktuell wieder zu. Im Breitensport dürfen Mannschaften endlich wieder miteinander trainieren. Viele Menschen sind motiviert, wollen richtig Gas geben – schließlich war seit November 2020 kein Sport mit mehreren Personen möglich. Timo Nabers, Oberarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der GRN-Klinik Sinsheim sieht besonders für Menschen, die Amateursport betreiben, ein Risiko für Verletzungen nach der Corona-Pause. 

Herr Nabers, mit welchen Verletzungen werden Sie es in den nächsten Wochen vermehrt zu tun haben?

Timo Nabers: Was sich jetzt schon abzeichnet, sind Verletzungen, die durch Stürze beim Fahrradfahren entstehen. Schlüsselbein-, Rippenfrakturen oder andere Brüche sehen wir derzeit häufig. Viele Menschen haben sich neue Räder gekauft und unterschätzen ihr Können. So kann zum Beispiel ein Sturz vom Mountainbike schwerwiegende Folgen haben.

Sind eher Amateure betroffen?

Nabers: Ich denke, ja. Hobbysportler haben ein höheres Risiko sich nach der Corona-Pause zu verletzen. Profis haben weiter trainiert und konnten teilweise sogar Wettkämpfe absolvieren – eben nur ohne Zuschauer. Die Belastung war hier immer gegeben. Anders sieht das bei den Amateursportlern aus. Für sie war die Pause sehr lange. Was dazu passt: Wir behandeln aktuell auffällig viele Patientinnen und Patienten mit Muskel-, Band- und Gelenkverletzungen.

Und was sind die Gründe dafür?

Nabers: Die Gründe sind sicher vielfältig. Während des Lockdowns haben viele an Gewicht zugenommen. Das steigert natürlich die Verletzungsanfälligkeit. Hinzu kommt, dass die meisten sportlich direkt wieder dort einsteigen wollen, wo sie aufgehört haben. Die Muskulatur hat sich dann aber zurückentwickelt und auch die Sehnen müssen sich an die höhere Belastung erst wieder anpassen. So kann es schnell zu einer Überlastung und in der Folge zu einer Verletzung kommen.

Als aktiver Sportler wissen Sie sicherlich, was der richtige Weg ist, mit dem Sport wieder zu starten?

Nabers:  Sport und Bewegung sind unglaublich wichtig, gerade dann, wenn Menschen viel sitzen, zum Beispiel im Homeoffice. Wichtig ist, dass man langsam anfängt – niemals von 0 auf 100, sondern die Intensität langsam steigert. Vielleicht mit Rad fahren, schwimmen gehen oder walken sowie langsames joggen. Man darf es nicht übertreiben und sollte nicht untrainiert direkt in den Kontaktsport einsteigen. Außerdem soll dem Körper immer genügend Zeit zur Regeneration gegeben werden.

Wenn man es dann doch übertreibt und bei Ihnen landet, wie ist die Abteilung in Sinsheim aufgestellt?

Nabers: Die Schwerpunkte in unserer Abteilung liegen in der gesamten Unfallchirurgie, in der Sporttraumatologie und der Endoprothetik. Im Bereich der Unfallchirurgie und Sporttraumatologie werden alle Verletzungen bzw. deren Folgen am knöchernen Skelett sowie an den Gelenken, Muskeln, Sehnen und Bändern behandelt. Einen breiten Raum nimmt dabei die minimal-invasive Gelenkchirurgie ein. Hier befassen wir uns mit Hilfe modernster Technik und moderner Implantate mit akuten und chronischen Gelenkbeschwerden. Wir bieten zum Beispiel Bandrekonstruktionen sowie diverse Techniken der Knorpeltherapie an. In diesem Rahmen sind wir froh, auch die Möglichkeit der Knorpelzelltransplantation anbieten zu können. Dabei werden körpereigene Knorpelzellen im Labor angezüchtet und in das betroffene Gelenk eingesetzt. Zum Einsatz kommt die Knorpelzelltransplantation insbesondere bei Knorpelschäden der Kniescheibe und des Kniegelenks. Extrem wichtig ist es in diesem Zusammenhang, für jeden Patienten ein individualisiertes Therapiekonzept zu erstellen. Darüber hinaus hat die Implantation von Kunstgelenken bei degenerativen Veränderungen wie Arthrosen in unserem Haus eine über 25-jährige Tradition. Auch hier werden moderne Implantate mit bewährten OP-Techniken kombiniert, um das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zu ermöglichen. Das Ärzte- und Pflegeteam wird bei der Betreuung unserer rund 1.700 stationären Patienten von Physiotherapeuten unterstützt, die für eine schnelle Mobilisation direkt nach der OP sorgen.