„Es gibt nicht die eine richtige Therapie“

Chefarztvorträge von Dr. Matthias Hassenpflug und Dr. Hedda Opitz von der GRN-Klinik Sinsheim über Bauchwandbrüche sowie Diabetesmanagement im Alter


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In der Reihe „Moderne Medizin im Fokus“ haben die beiden Chefärzte der GRN Klinik Sinsheim, Dr. Matthias Hassenpflug (Allgemein- und Viszeralchirurgie) und Dr. Hedda Opitz (Akutgeriatrie und Geriatrische Rehabilitation), über die Therapiemöglichkeiten von Bauchwandbrüchen – sogenannten Hernien - und Diabetesmanagement im Alter berichtet. Die Veranstaltung fand in der Sonnenberghalle in Angelbachtal statt und wurde nach den Begrüßungsworten von Bürgermeister Frank Werner von Klinikleiter Thorsten Großstück moderiert.

Ein kleines Fazit des Abends sei vorweggenommen – es gibt nicht die eine richtige Therapie. Beide Referenten machten deutlich, dass immer wieder nach individuellen Lösungen gesucht werden muss. Dr. Matthias Hassenpflug begann seinen Vortrag damit, indem er zunächst anschaulich erklärte, wobei es sich um einen Bauchwandbruch – einer Hernie – überhaupt handelt. „Wir haben es mit Leisten-, Nabel-, Narben- oder Zwerchfellbrüchen zu tun. Aber was bricht da eigentlich? Im Gegensatz zu einem Arm- oder Beinbruch gibt es ja hier keine Knochen, sondern allein die Bauchhöhle, die von Muskulatur umringt ist.“

Der Chirurg erläuterte dann, dass bei einer zu großen Druckbelastung, zum Beispiel durch Pressen oder ruckartiges schweres Heben, der Druck an der schwächsten Stelle der Bauchwand entweiche. Hier komme es dann zu einer Ausstülpung, dem sogenannten Bauchwandbruch. „Das muss nicht immer ein Problem sein. Allerdings kann es zu Schmerzen führen und Bauchorgane wie beispielsweise Teile des Darms können in die Ausstülpung rutschen und anschwellen.“ Ob operiert werden muss, darüber gibt dann eine ausführliche Untersuchung Aufschluss. Der Chirurg: „Allerdings können auch bei ähnlichen Befunden die Konsequenzen ganz unterschiedlich sein. Kriterien wie Alter oder OP-Belastbarkeit spielen für die Entscheidung eine große Rolle.“ Ebenso, ob der Eingriff minimalinvasiv in Form einer Bauchspieglung oder konventionell durchgeführt werde, müsse individuell entschieden werden.

Auch bei der optimalen Behandlung von Diabetes geht es um Individualität. „Das Management der Erkrankung ist herausfordernd“, sagt Dr. Hedda Opitz, „wir haben es mit einer Volkserkrankung zu tun.“ Etwa elf Millionen Menschen seien in Deutschland betroffen, jeder Vierte sei zwischen 75 und 80 Jahre alt, bei den über 80-Jährigen sogar jeder Dritte. Hunderttausende seien auf pflegerische Hilfe angewiesen. Die Altersmedizinerin ging dann zunächst auf die Diagnostik und typischen Symptome von Diabetes Typ I und Typ II sowie auf die unterschiedlichen geriatrischen Symptome und die Therapieplanung. „Hier ist es wichtig, differenziert vorzugehen und zu unterscheiden, ob die Patienten noch weitestgehend unabhängig ihren Alltag gestalten können und nur wenige begleitende Erkrankungen vorliegen, wodurch sie von einer intensiven Therapie sehr profitieren würden. „Sind Pflegeabhängigkeit und kognitive Beeinträchtigungen groß, dann rücken andere Prioritäten in den Vordergrund und wir wollen die Patienten nicht mehr mit Blutzuckermessungen belästigen.“

Oberstes Behandlungsziel sei in diesem Fall die Vermeidung von akuten Komplikationen wie Unterzucker, der sogenannten Hypoglykämie. Ansonsten ginge es immer um den Erhalt der Autonomie und eine Therapie, die an die Ressourcen und Defizite der Patienten angepasst sei. „Gerade bei einer Insulintherapie, die von älteren Menschen selbstständig durchgeführt werden soll, ist es unerlässlich, die praktischen und kognitiven Fähigkeiten zu überprüfen und so den individuell richtigen Weg zu finden.“