GRNplus Dezember / 2023

Einblick in die Arbeit der Gastroenterologie Innere Medizin GRN-Klinik Eberbach feiert Jubiläum dem Scheuerberg 120 Jahre auf Antworten und Tipps für Patienten Gelenk-Ersatz Künstlicher kostenlos zum Mitnehmen Ausgabe 2/2023 DAS GESUNDHEITSMAGAZIN aus Eberbach plus

Ambulante Rehabilitation – was ist das eigentlich? Das Therapiezentrum Janowicz ist Spezialist auf dem Gebiet der ambulanten Rehabilitation. Denn sobald die Mobilität im Alltag eingeschränkt ist, die Erwerbstätigkeit oder ein selbstbestimmtes Alltagsleben in Gefahr sind, kann eine ambulante Rehabilitation helfen. Seit 1982 setzt das interdisziplinäre Team aus Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Masseuren, Sportwissenschaftlern, Ärzten, Psychologen und Diätassistenten alles daran, die Gesundheit der Patienten wiederherzustellen. Bei der ambulanten Rehabilitation sind die medizinisch-therapeutischen Leistungen der stationären Reha komplett gleichgestellt, meist sogar noch intensiver. Und ein Vorteil ist nicht von der Hand zu weisen: Der Patient kann die Abende und die Wochenenden in seinem gewohnten und vertrauten Umfeld verbringen. Von Vorteil ist auch die Nähe zum Arbeitsplatz, denn auch die Wiedereingliederung in den beruflichen Alltag gehört zum Konzept. Das Therapiezentrum Janowicz bietet das gesamte Spektrum physiotherapeutischer und physikalischer Behandlungsmethoden an. Der Weg zur ambulanten Rehabilitation Wie geht es weiter, wenn das neue Hüft- oder Kniegelenk eingesetzt oder die Schulter operiert ist? Der behandelnde Arzt, also der Hausarzt, Orthopäde oder Chirurg, kann eine ambulante Rehabilitation verordnen. Auch der Patient selbst kann mit Hilfe der Kranken- oder Rentenversicherung einen eigenen Antrag ausfüllen. Im EndoProthetikZentrum der GRN-Klinik Eberbach helfen der Kliniksozialdienst und das Entlassmanagement bei der Weiterleitung der Patienten zur gewünschten Rehabilitationsmaßnahme. Übrigens: Im Therapiezentrum Janowicz wird erstklassige Behandlung Patienten jeden Alters und jeder Lebenssituation angeboten. Das Therapiezentrum ist bei allen gesetzlichen und privaten Kostenträgern zugelassen. Informieren Sie sich – Ihre Gesundheit ist es wert. ANZEIGE IHRE GESUNDHEIT IST UNSER ZIEL Im Therapiezentrum Janowicz stehen der Patient und seine Genesung im Mittelpunkt. In der Tagesklinik bekommen die Patienten dank eines einzigartigen Konzepts die optimale Voraussetzung für die Behandlung von orthopädisch-traumatologischen Verletzungen und Erkrankungen. Unter anderem wird hier eine Anschlussrehabilitation nach Implantationen von Hüft- oder Kniegelenken wohnortnah und ambulant ermöglicht. Therapiezentrum Janowicz Gerhart-Hauptmann-Straße 9 64760 Oberzent Telefon 06068- 620 www.therapiezentrum- janowicz.de

1 In unserer neuen Ausgabe des GRNplus Eberbach möchten wir Ihnen unsere Abteilung der Gastroenterologie einmal genau vorstellen. Dr. Nitsche und sein Team nehmen uns mit in die Welt der Inneren Medizin und erklären, warum Medizin oft Detektivarbeit ist. Den spannenden Einblick in diesen Fachbereich lesen Sie ab Seite 2. Ab Seite 8 erfahren Sie Neues rund um unser EPZ, das EndoProthetikZentrum, das gerade rezertifiziert wurde. Was erwartet Sie als Patient bei der OP und danach – diese Frage und mehr beantwortet Dr. Martin Stark, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, sowie Stefan Reif, der leitende Physiotherapeut in unserer Klinik. Für die GRN-Klinik Eberbach war 2023 ein besonderes Jahr. Seit genau 120 Jahren versorgt das Krankenhaus auf dem Scheuerberg die Menschen in Eberbach und in der Region. Tauchen Sie ein in die Geschichte dieses Hauses. Regional, informativ und unterhaltsam – das ist unser Anspruch an das GRNplus. Neben weiteren Neuigkeiten rund um das Klinikgeschehen in Eberbach haben wir unter der Rubrik „Gesund in der Region“ auch Tipps für den Alltag, wie tolle Ausflugziele und Rezepte. Interessant sind die „Meilensteine der Medizin“, hier wird die Geschichte der Medizin genauer unter die Lupe genommen. Abgerundet wird die Lektüre durch Rätsel und vieles mehr. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen mit der aktuellen Ausgabe GRNplus Eberbach. Gemeinsam mit der Redaktion bin ich gespannt auf Ihre Rückmeldungen. Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Ingrid Machauer Leiterin der GRN-Klinik Eberbach Liebe Leserinnen und liebe Leser! Besuchen Sie uns auf unserer Homepage: www.grn.de oder schreiben Sie uns eine E-Mail an: klinik-eberbach@grn.de Hinweis: Im Sinne der besseren Lesbarkeit verwenden wir in diesem Magazin meist die männliche Form und meinen damit sowohl männliche, weibliche als auch diverse Personen. Inhalt Aktuelles 2 Gastroenterologie Die Detektivarbeit der Inneren Medizin 8 Künstlicher Gelenk-Ersatz im EPZ Das Ziel: wieder mehr Bewegungsfreiheit 13 Übungen nach der OP 16 Jubiläum 120 Jahre auf dem Scheuerberg Kurz notiert 19 Ein Experten-Duo für die GRN-Klinik Eberbach 20 Großer Andrang beim Patienten- informationstag 21 Unentbehrlich und immer für die Patienten da 22 „Wir können uns nur bedanken” Gesund in der Region 14 GRN-Klinik Eberbach Lageplan 23 Medizingeschichte Geschichte der Frauengesundheits- bewegung in Westdeutschland 24 Gesund in der Region Vom Neckar auf den Itterberg 26 Rätselspaß 27 Rezept 28 Ansprechpartner 29 Rätselauflösung und Impressum Ingrid Machauer

2 | Gastroenterologie Die Detektivarbeit Informationen sammeln, mit Patienten und Kollegen sprechen, Laborergebnisse auswerten – wenn die Abteilung Innere Medizin und Gastroenterologie der GRNKlinik Eberbach unklaren Beschwerden auf den Grund geht, ist neben einem offenen Blick in alle Richtungen vor allem Teamarbeit gefragt. „Die Symptomatik in der Inneren Medizin ist sehrunspezifisch,wirmüssendannauseinanderklamüsern, was dahintersteckt“, erzählt der Chefarzt der Inneren Medizin, Dr. Bernhard Nitsche. Viele Patienten kommen mit einer allgemeinen Zustandsverschlechterung. „Das kann alles sein, Anämie, Tumorleiden, Exsikkose (Austrocknung) oder auch ein Schlaganfall.“ Als Internist und Gastroenterologe versteht er sich als Generalist. „Unser kleines Krankenhaus muss auch breit aufgestellt sein, um eine Vielzahl unterschiedlicher Patienten aus der Region ganzheitlich und wohnortnah zu versorgen.“ Etwa 90 Prozent der internistischen Patienten kommen ungeplant. Da ist es wichtig, schnell, aber dennoch überlegt, zu handeln. Selbst bei Patienten, die mit einer Überweisung vom Hausarzt kommen, wissen Dr. Nitsche und sein Team vorher nie, was sie erwartet. „Bei Brustschmerzen beispielsweise kommen ganz unterschiedliche Ursachen in Frage, vom Sodbrennen bis zum Wirbelsäulen-Problem. Die Beschwerden können aber auch von der Galle oder dem Magen kommen. Wir müssen immer die Dauer und Entwicklung der Beschwerden berücksichtigen, die Laborwerte und vor allem das Befinden des Patienten“, so der Chefarzt. „Durch unsere guten und ‚kompakten’ Strukturen und die sehr gute Organisation unserer zentralen Notfall- ambulanz, finden wir sehr schnell heraus, was die Patienten haben, und können direkt die Behandlung beginnen.“ der Inneren Medizin

Gastroenterologie | 3 Bei Mehrfacherkrankungen vorsichtig herantasten Die Kunst sei es, individuell vorzugehen und nicht bei allen Patienten alles zu machen. Dr. Nitsche betont: „Ältere oder schwer erkrankte Patienten müssen wir vor einer belastenden Untersuchung oft erst einmal stabilisieren. Da dürfen wir nicht zu viel Aktionismus zeigen, sondern müssen in der Balance bleiben.“ Bei jüngeren, sonst gesunden Patienten sind Diagnose und Behandlung einfacher, da es in der Regel nur ein Problem gibt und die Mediziner entsprechende Leitlinien anwenden können. Sobald bei einem Patienten aber mehrere Erkrankungen vorliegen, heißt es für die Internisten, sich heranzutasten. Hier gilt es auch, Wechselwirkungen zu berücksichtigen. Manche Medikamente oder Therapien können aufgrund von Begleiterkrankungen gar nicht oder nur nach genauer Abwägung angewandt werden. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist dabei sehr wichtig. „Wenn wir etwa DarmOberärztin und Gastroenterologin Eva-Marija Unger untersucht hier per Ultraschall den Bauchraum der Patientin. Foto: kop krebs diagnostizieren oder eine akute Gallenblasenentzündung, brauchen wir den Chirurgen. Wenn die Anästhesisten, die die Patienten in einem OP-Vorgespräch sehen, feststellen, dass etwas mit dem Herzen nicht in Ordnung ist, brauchen sie unsere Kardiologen. Da ergänzen wir uns super.“ Als zentrales Instrument der Inneren Medizin nimmt die Visite einen großen Teil der täglichen Arbeit der Ärzte in Anspruch. Wichtig ist, dass diese mit der Pflege gemeinsam erfolgt, um maximalen

4 | Gastroenterologie „Wenn ich eine Darmspiegelung mache, ist das Diagnostik, gleichzeitig aber auch Therapie.“ (Dr. Bernhard Nitsche) Informationsgehalt und Sicherheit für den Patienten zu erreichen. „Bei der Visite wird die Krankheitsgeschichte diskutiert, es werden differentialdiagnostische Überlegungen angestellt, die medikamentöse Therapie sowie weitere diagnostische und therapeutische Vorgehen festgelegt. Da- rüber hinaus planen wir die Entlassung mit der folgenden häuslichen Versorgung oder Anschlussbehandlungen“, erklärt Dr. Nitsche. spiegelung. Für die Krebsvorsorge gilt diese seit Langem als Goldstandard. „Wenn wir eine Darmspiegelung machen, ist das Diagnostik, gleichzeitig aber auch Therapie, wenn ein Polyp, eine Krebsvorstufe, gefunden und direkt entfernt wird. Wir können mit der Endoskopie den Krebs bereits erkennen, bevor er da ist, also interventionell und minimalinvasiv, Operationen vorbeugen“, sagt Dr. Nitsche. Die Darmspiegelung als Vorsorgeuntersuchung ist für die Früherkennung von unDr. Basem Meraikib bei der Arbeit: Bildgebende Verfahren sind für die Gastroenterologie unerlässlich. Foto: kop Dr. Bernhard Nitsche Foto: kop Endoskopie ist Diagnostik und Therapie gleichzeitig Im Fachbereich Gastroenterologie werden Erkrankungen der Organe des gesamten Verdauungstraktes wie Leber und der Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre, des Magens, des Dünndarms, des Dickdarms sowie des Enddarms diagnostiziert und behandelt. Ein wichtiges Instrument dabei ist die Endoskopie, etwa die Magen- und Darmschätzbarem Wert. Sie wird bei Männern ab 50, bei Frauen ab 55 empfohlen und im Regelfall von niedergelassenen Gastroenterologen durchgeführt, mit denen die Ärzte der GRN-Klinik Eberbach sehr gut zusammenarbeiten. „Sollten die Kollegen behandlungsbedürftige Befunde entdecken, werden die Patienten direkt vorgestellt. Wir können

Gastroenterologie | 5 in unserer Abteilung nahezu alle gastroenterologischen Behandlungsverfahren anbieten.“ In seltenen Fällen, in denen ein Eingriff nicht in Eberbach durchgeführt werden kann, erfolgt dies innerhalb des GRN Klinik-Verbunds. „Die Patienten können dann nach Schwetzingen, Weinheim oder Sinsheim gebracht werden, um am selben Tag wieder zurückzukommen“, erzählt Dr. Nitsche. Die Vordiagnostik und Nachbehandlung übernehmen die Eberbacher Kollegen. Ist der Fall noch komplexer, arbeitet die GRN-Klinik eng mit der Universitätsmedizin zusammen. Dass nicht in allen Krankenhäusern alles angeboten wird, macht für Dr. Nitsche durchaus Sinn. „Als Gastroenterologe wäre es natürlich reizvoll, alles, was ich in meiner Ausbildung gelernt habe, machen zu können. Manchmal habe ich bei der Verlegung schon ein weinendes Auge. Man muss sich aber auch überlegen: Was muss ich für komplexe und personalintensive Eingriffe vorhalten? Ist die Fallzahl hoch genug, um eine hohe Behandlungsqualität zu garantieren? Und nicht zuletzt: Was kostet es?“ Für die Patienten selbst und die Versorgung allgemein seien die Möglichkeiten eines Krankenhausverbunds von großem Vorteil. Die enge Zusammenarbeit mit den anderen GRN-Häusern ist für ihn deshalb besonders wichtig. „Wenn wir den Verbund stärken, können wir unsere Ressourcen effektiver nutzen, die Expertise steigern und Weiterbildungsmöglichkeiten verbessern.“ Auch die Kommunikation mit den niedergelassenen Kollegen sei super, so der Gastroenterologe. Wir müssen immer vorausdenken In Eberbach werden Patienten aus einem sehr großen Einzugsgebiet behandelt. Krankenhäuser einer höheren Versorgungsstufe sind mehr als 30 Autominuten entfernt. In der Abteilung für Innere Medizin werden laut Dr. Nitsche jährlich etwa 3000 Patienten stationär betreut und mindestens genauso viele in der ZNA (Zentrale Notfallambulanz) ambulant versorgt. Die ZNA in Eberbach ist professionell organisiert und gut etabliert. Die Mediziner der Inneren arbeiten hier eng und interdisziplinär mit den Ärzten der anderen Abteilungen, wie der Chirurgie und Urologie, zusammen. Dies ermögliche eine Behandlung der Patienten ohne lange Wege, erklärt der Chefarzt. Die Intensivpfleger und speziell ausgebildeten Notfallpfleger garantieren kompetente Pflege. „Unsere Intensivstation ist ebenfalls nach dem neusten Stand modern ausgestattet. Wir betreuen hier die Patienten gemeinsam mit der Anästhesie sowie Intensivmedizin und können so eine optimale Versorgung anbieten“, versichert Dr. Nitsche. „Primär versorgen wir jeden Patienten, der sich bei uns vorstellt. Manche Patienten benötigen trotzdem die Möglichkeiten eines Maximalversorgers. Dafür haben wir ein starkes Netzwerk etabliert.“ Die Patientensicherheit steht immer an erster Stelle. In der Einschätzung, ob ein Patient im Haus bleibt oder verlegt wird, denken Dr. Nitsche und sein Team immer einen Schritt voraus. „Wir wissen, wenn der Patient instabil wird, dauert es erst mal Bei der Endoskopie, also der Magen- oder Darmspiegelung, ist Teamwork gefragt. Foto: : kop

6 | Gastroenterologie eine Zeit, bis wir ihn verlegt haben. Deshalb müssen wir frühzeitig abwägen, um den Patienten maximale Sicherheit zu bieten.“ Für eine eventuelle Verlegung stehen ein Intensivtransportwagen oder der Huschrauber zur Verfügung. Auch neurologische Patienten kommen in die Innere, etwa mit einem Schlaganfall. Gemeinsam mit einem Neurologen versorgen die Mediziner vor Ort die Patienten. Dann werden sie in eine spezialisierte Klinik, wie die GRN-Klinik Sinsheim oder in die Neurologische Universitätsmedizin, verlegt. Mit starkem Team Herausforderungen meistern Dr. Nitsche schätzt hier in Eberbach vor allem die Kollegialität und den persönlichen Kontakt zu den Patienten, der in großen Häusern nicht möglich wäre. „Ich kenne die persönlichen Geschichten und Krankheitshistorie der Patienten und habe jeweils ein Gesicht vor Augen. Wir möchten, dass die Patienten sich trotz ihrer Erkrankung soweit wie möglich wohlfühlen, und ihnen die Angst im Krankenhaus nehmen. Seit über 33 Jahren als Fachpflegekraft in Eberbach tätig – zu Recht beschreibt sich Elvira Mächtlen als „Urgestein in der Endoskopie”. Foto: GRN Hygiene und Sterilität sind das A und O der Endoskopie. Foto: kop Die Visite, also der tägliche Kontakt mit den Patienten, dient dem Erfolg der Behandlung. Foto: GRN Ich schaue, was der Patient braucht. Nach all den Jahren weiß ich: Ich will genau das machen, was ich hier mache.“ Dr. Nitsche hat bereits seine Ausbildung in der GRN-Klinik in Sinsheim gemacht. Ende 2004 kam er als „Alt-Assistenzarzt“ bereits vor Ende seiner Facharztausbildung in Oberarzt-Funktion nach Eberbach. Heute gehören neben den zwei Chefärzten, Dr. Nitsche und Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, insgesamt sechs Fachärzte sowie elf Assistenzärzte zur Abteilung Innere Medizin. Auch mit dem Pflegeteam stimmt die Chemie. Viele Mitarbeiter gehören bereits seit mehreren Jahrzehnten zum Haus und

Gastroenterologie | 7 identifizieren sich mit der Klinik. Wie Elvira Mächtlen, die seit 33 Jahren in der Endoskopie arbeitet und den Chefarzt von Anfang an begleitet hat. Leiharbeitskräfte müssen in Eberbach anders als in vielen anderen Kliniken nicht eingesetzt werden. Mit einem kleinen internistischen Team bleibt es aber herausfordernd. Da übernehmen auch mal die Oberärzte und der Chefarzt selbst Aufgaben der Assistenzärzte. „Wir müssen und wollen immer da sein. Den Raum, Eingriffe zu verschieben oder Patienten abzubestellen haben wir nicht. In unserem kleinen Haus schauen wir häufig über den internistischen Tellerrand hinaus und behandeln auch Patienten mit Erkrankungen, die eigentlich zu anderen Fachdisziplinen gehören.“ Die Innere Medizin selbst ist die umfangreichste Fachdisziplin in der Medizin und hat außer der Gastroenterologie noch acht weitere Schwerpunkte, die sich mit unterschiedlichen Organsystemen und Bereichen befassen wie etwa Kardiologie, Rheumatologie, Onkologie, Nephrologie oder Endokrinologie. „Da in Eberbach natürlich nicht alle Spezialisten jedes Schwerpunktes vor Ort sind, müssen wir den Überblick haben. Dies macht die Arbeit hier so spannend und herausfordernd“, findet der Chefarzt. Beim Nachwuchs setzt er am liebsten auf eigene Pferde. Die GRN-Klinik Eberbach ist akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg, darf also auch Studenten im letzten Jahr ihres Studiums ausbilden (PJ). „Den meisten gefällt es super und das spricht sich herum. Dann ist vielleicht ein junger motivierter Kollege dabei. So können wir über die PJ-Studenten auch wieder Abteilung Innere Medizin Die Abteilung für Innere Medizin ist eine ungeteilte Abteilung mit den Fachbereichen allgemeine Innere Medizin/Gastroenterologie (Chefarzt Dr. Nitsche) mit den Oberärzten Dr. Meraikib, Dr. Unger und Frau Dietz und dem Fachbereich Kardiologie (Chefarzt Prof. Dr. Korosoglou) mit dem stellvertretenden Chefarzt Dr. Herzenstiel und den Oberärzten Dr. Alboji und Dr. von Niessen. Die Abteilung steht unter organisa- torischer Leistung von Dr. Nitsche. Assistenzärzte für die Ausbildung gewinnen“, erklärt Dr. Nitsche. Die Abteilung und das Team seien das große Plus für junge Nachwuchsmediziner. Sie werden sehr gut betreut und intensiv weitergebildet. Auf individuelle Bedürfnisse werde eingegangen: Die Frühbesprechung findet zum Beispiel zu einer Uhrzeit statt, zu der auch Kollegen, die mit dem Zug aus Heidelberg kommen, eine vernünftige Anfahrt haben. Für Dr. Nitsche ist es wichtig, dass die Kollegen ins Team passen, füreinander da sind, sich gegenseitig unterstützen und Freude bei der Arbeit haben. „Das spüren auch die Patienten, von denen wir viel zurückbekommen.“ ks Dr. Nitsche und sein Team: Nachwuchsmediziner haben in der Abteilung der Inneren Medizin die Chance, sehr viel zu lernen. Foto: kop

8 | EPZ Das Ziel: wieder mehr Bewegungsfreiheit Etwa 300 künstliche Hüft- und Kniegelenke setzt das Team des EndoProthetikZentrums (EPZ) in Eberbach jedes Jahr ein. Die Qualität ist top – wie Zertifizierung und Weiterempfehlungsquote zeigen. Den einen Erfolgsfaktor gibt es nicht, es sind viel mehr zahlreiche kleinere Stellschrauben, die das Gesamtbild ausmachen. Ein Überblick. Haus in beiden Bereichen zu 100 Prozent, die Weiterempfehlungsquote liegt bei über 80 Prozent. Dr. Stark: „Viele unserer Patienten kommen zu uns, weil wir als Krankenhaus empfohlen werden. Ein größeres Kompliment gibt es nicht, denn es bedeutet, dass sich die Menschen bei uns gut aufgehoben fühlen.“ Eine wichtige Rolle spielen dafür sogenannte Audits, in deren Rahmen überprüft wird, ob alle Standards eingehalten werden. Interne Audits führt die „Wir sind ein kleines Krankenhaus und bemühen uns um jeden einzelnen Patienten“, bringt es Dr. Stark, Chefarzt der Unfallchirurgie und Leiter des EndoProthetikZentrums, auf den Punkt. Das zeigt auch der jüngst aktualisierte AOK-Gesundheitsnavigator. Die Online-Krankenhaussuche bescheinigt der GRN-Klinik Eberbach bei der Behandlung von Hüftgelenksarthrose zwei von drei Sternen. Bei der Kniegelenksarthrose sind es volle drei Sterne und damit eine überdurchschnittliche Bewertung. Die Qualitätsmerkmale erfüllt das

EPZ | 9 Klinik in Eigenregie durch. Dabei hilft, dass Dr. Stadler selbst Auditorin ist und regelmäßig Einblicke in andere Kliniken erhält. Diese Erkenntnisse kann das Team für den eigenen Standort nutzen. „Wir wollen uns ständig verbessern“, betont Dr. Stark. Seit 2015 führt das EPZ außerdem das „endocert“-Siegel, das Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie e.V. (DGOOC) im Bereich der Hüft- und Kniegelenkprothetik. Im April erfolgte die achte Zertifizierung in Folge. Jedes Jahr schauen dazu Prüfer vorbei, nehmen die Abläufe in Ambulanz und Besprechungen ebenso unter die Lupe wie den OP. Gibt es im anschließenden Bericht deutliche Abweichungen von den Standards, sind diese innerhalb von drei Monaten zu beheben. „Zum Glück sind wir gut eingespielt“, sagt Dr. Stark. Dr. Dr. Stark, Dr. Suhi Stadler und Dr. Sami Chenouda sind die „Hauptoperateure“ im EPZ, neu im Team ist seit Kurzem Dr. Verena Römer. Unterstützt werden sie von Dr. Martin Stark ist seit 2017 Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des EPZ. Foto: PR vier bis sechs Assistenten, die im Bereich der Orthopädie und Allgemeinchirurgie rotieren. Gemeinsam für ein ideales Ergebnis Eingespielt ist ein gutes Stichwort: Ob ein Kunstgelenk dem Patienten die gewünschte Schmerzfreiheit und Bewegungsfähigkeit beschert, hängt von vielen Faktoren ab. „Ein Beispiel: Je beweglicher das Gelenk vor der OP, desto besser ist das Ergebnis“, sagt Dr. Stark.

10 | EPZ Physiotherapie und Bewegung im Vorfeld haben also einen hohen Nutzen. Etwa eine Woche vor dem OP-Termin führt einer der vier Physiotherapeuten in der GRN-Klinik mit dem Patienten eine Gangschule mit Unterarmstützen durch. Darüber hinaus gibt es Infos, was den Frischoperierten im Anschluss erwartet: Muskelaufbau und Koordinationsübungen stehen auf dem Plan, auch das Gehen mit Stöcken und Treppensteigen. „In der Regel ist das Kunstgelenk direkt nach der OP voll belastbar“, erklärt Stefan Reif, Physiotherapeut an der GRN-Klinik Eberbach. Die Unterarmstützen dienen also vor allem der Sicherheit, damit die Patienten nicht stürzen. Dr. Stark: „Die ersten vier bis sechs Wochen empfehlen wir, die Stöcke zu nutzen.“ Bereits amAbend des OP-Tages darf der Patient imRegelfall wieder aufstehen. Ab Tag eins nach der OP startet die Physiotherapie – bei Bedarf in Begleitung von Schmerztherapeuten. Treppensteigen oder Bücken werden geübt, damit sich der Patient schnell wieder „In der Regel ist das Kunstgelenk direkt nach der OP voll belastbar.“ (Stefan Reif) Treppen gehen und mit Stöcken laufen: Vor und nach einer Operation wird mit den Physiotherapeuten der GRN-Klinik trainiert. Foto: GRN Foto: GRN

EPZ | 11 selbstständig und beschwerdefrei in seinem Alltag bewegen kann. Reif berichtet: „Die meisten Patienten sind sehr motiviert, weil sie sich bewusst für die Operation entschieden haben und möglichst schnell wieder fit werden wollen.“ Das ist gut, denn tatsächlich zählt jeder Tag. „Je schneller das Gelenk nach dem Eingriff mobilisiert wird, desto besser“, betont der Physiotherapeut. Klar ist aber auch, dass ein Kunstgelenk nie so stark sein kann wie ein natürliches Gelenk. Gleichzeitig kann es die Lebensqualität deutlich steigern. Ziel der OP und berechtigte Erwartung des Patienten sind Schmerzfreiheit, eine damit verbundene Erleichterung im Alltag und der Erhalt einer selbstbestimmten Lebensweise. Rehabilitation ist ein Muss Nach etwa sieben Tagen darf der Patient das Krankenhaus verlassen, es folgt ein drei- bis vierwöchiger Aufenthalt in einer Rehaklinik. Unterstützung erhalten die EPZ-Patienten – bis November waren es im laufenden Jahr über 300 – durch das Entlassmanagement der GRN-Klinik in Eberbach. Lisa Haderer, Leiterin Casemanagement, sagt: „Bereits mehrere Wochen vor der OP melden sich die Patienten bei uns, wir stehen ihnen dann bei der Wahl einer geeigneten Einrichtung zur Seite. Mit diesem Vorlauf können wir sehr gut arbeiten.“ Welche Klinik ist die richtige, hat der Patient einen Pflegegrad, soll die Reha ambulant oder stationär erfolgen – das sind nur einige der Fragen, die zu klären sind. Darüber hinaus stellt das Team des Entlassmanagements Informationen zum Wunsch- und Wahlrecht bereit. Bei geplanten Eingriffen läuft meist alles glatt, komplizierter wird es bei Notfalloperationen. „Bricht sich ein Patient beispielsweise den Hüftkopf und braucht umgehend ein neues Gelenk, ist es deutlich schwieriger, für die Reha Leiter der Physiotherapie in Eberbach: Stefan Reif Foto: GRN Lisa Haderer kümmert sich um das Casemanagement in Eberbach. Foto: GRN

kurzfristig einen geeigneten Platz zu bekommen“, berichtet Haderer. „Dabei helfen uns zum Beispiel unsere gute Vernetzung mit umliegenden Einrichtungen, aber auch digitale Plattformen wie der Pflegeplatzmanager, über welchen wir Reha-Gesuche erstellen können.“ Mehr als 400 000 Kunstgelenke werden jedes Jahr in Deutschland neu implantiert, hinzukommen 45 000 Wechseloperationen. Bei diesen Eingriffen wird das künstliche Gelenk durch ein neues ersetzt. Die Implantate halten in der Regel 20 bis 25 Jahre. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich viel im Bereich der Endoprothetik getan. Heutzutage gibt es kaum Probleme mit dem Material. Vielmehr sind Infektionen ein Risiko, das sich nicht hundertprozentig ausschließen lässt. Dennoch: Bei weniger als einem Prozent der Patienten kommen Infektionen vor. Dafür sorgt auch 12 | EPZ Kontakt Orthopädie Schmerzen in den Gelenken gehören deutschlandweit zu den häufigsten Alltagsbeschwerden. Im zertifizierten EndoProthetikZentrum Eberbach helfen erfahrene Spezialisten rund um Knie und Hüfte. Patienten können einen Termin in der Spezialsprechstunde für Gelenkersatz-Operationen vereinbaren. Telefonisch ist das Sekretariat der Orthopädie und Unfallchirurgie unter 06271 837213, per E-Mail unter epz-eberbach@grn.de erreichbar. die strikte Umsetzung strenger Hygienestandards im EPZ Eberbach. Dr. Stark fasst zusammen: „Für eine Klinik unserer Größe sind wir insgesamt sehr gut aufgestellt.“ Die GRN-Klinik Eberbach und damit auch das EPZ verfügen über eine Intensivstation. Patienten können im Notfall 24 Stunden intensiv überwacht werden. Darüber hinaus arbeiten die Abteilungen eng zusammen. Patienten, die mit Begleit- erkrankungen zur OP kommen, können somit zum Beispiel bei Beschwerden am Herzen in der Klinik bleiben. bas Mit oder ohne Bewegungsschiene: Die Aktivierung des operierten Gelenks erfolgt bereits einen Tag nach dem Eingriff. Foto: GRN Foto: GRN

Ab dem zweiten Tag nach der OP wird folgende Übung für Hüft- und Knie-Patienten empfohlen: In Rückenlage den Fuß des operierten Beines auf der Unterlage in Richtung Gesäß ziehen, um die Kniebeugung bzw. Hüftbeugung zu üben. EPZ | 13 Übungen nach der OP Stefan Reif, leitender Physiotherapeut in der GRN-Klinik Eberbach, erklärt, welche Übungen Patienten nach einer OP mit künstlichem Gelenk selbst durchführen können – und das schon am ersten Tag nach der Operation. Alle Übungen sollten dreimal mit je zehn Wiederholungen durchgeführt werden, im Idealfall zweimal täglich. Doch Reif macht auch klar: Übungen, die nicht möglich sind oder starke Schmerzen verursachen, sollten weggelassen werden. Was sowohl Knie-, als auch Hüft-Patienten bereits am ersten Tag nach der OP machen können: Fußteil des Bettes hochstellen (lassen), in Rückenlage liegen, das Kopfteil möglichst flach, sodass die Füße höher liegen als das Herz. In dieser Position mindestens eine halbe Stunde verweilen. Knapp acht Minuten davon Tretbewegungen durchführen – das hilft gegen Schwellungen und dient der Thromboseprophylaxe. Für Hüft-Patienten: Stand auf dem gesunden Bein (am Stuhl oder Bett festhalten) und das operierte Bein maximal abspreizen. 5 Für Hüft-Patienten: Stand auf dem gesunden Bein (am Stuhl oder Bett festhalten) und das operierte Bein bis knapp 80 Grad beugen, dann strecken. 6 Für Knie-Patienten: Auf einen Stuhl setzen, das operierte Bein ausstrecken, Fußspitze hochziehen und Kniekehle herunterdrücken (strecken) 3 Für Knie-Patienten: Auf einen Stuhl setzen, beide Knie so weit beugen, wie es das operierte Bein zulässt. Beide Füße fixieren, dann vorsichtig Knie und Oberkörper weiter nach vorne schieben, bis die Schmerzgrenze erreicht ist, dann wieder zurück. 4 Für Hüft- und Knie-Patienten: In Rückenlage Fußspitzen hochziehen, Po zusammenkneifen und die Kniekehlen ins Bett drücken. 1 2 Illustrationen: Adobe Stock

14 PW 2 Garage Theodor-FreyStraße BT E Haup Parkplatz Zufahrt Gar Ausfahrt Parkplatz Zufahrt Garage Eingang Praxen Nebeneingang Klinik GRN-Klinik Eberbach Lageplan

15 BT D BT A BT B BT C Scheuerbergstraße pteingang Parkplatz rage Einfahrt Parkplatz Ärztlicher Bereitschaftsdienst im BT D - EG Bei akuten Erkrankungen, mit denen man normalerweise zu seinem Hausarzt gehen würde, ist außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Haus- und Facharztpraxen der Ärztliche Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung zuständig. Öffnungszeiten: Samstag ab 8 Uhr bis Montag 7 Uhr Präsenzdienst vor Ort in der Klinik Notfallambulanz der GRN-Klinik Eberbach im BT B - EG Bei schwerwiegenden Verletzungen (zum Beispiel Knochenbrüchen, Schnittwunden) und bei schweren Erkrankungen, bei denen ein stationärer Klinikaufenthalt zu erwarten ist, ist die Notfallambulanz der GRN-Klinik Eberbach zuständig. Sie ist rund um die Uhr besetzt. Notruf bei lebensbedrohlichen Notfällen Bei Verdacht auf Herzinfarkt, Schlaganfall und bei schweren Unfällen rufen Sie bitte die europaweit gültige der Rettungsleitstelle an. Von dort aus wird der notärztliche Rettungsdienst alarmiert, der auf schnellstem Weg zu Ihnen kommt. Telefon 116 117 Fremdgebäude – Eigentum von EBVIT GRN Klinik Eberbach Notaufnahme Haupteingänge Haltestellen Notruf-Nummer 112

16 | Jubiläum 2023 feierte die Klinik in Eberbach Jubiläum. Ein kleiner Rückblick. „Die Menschen in Eberbach und der Umgebung interessieren sich für die Klinik, das ist sehr schön zu sehen“, sagt Klinikleiterin Ingrid Machauer. Das Interesse zeigte sich jüngst auch beim achten Patienteninformationstag in der Stadthalle Eberbach. Neben den medizinischen Fachvorträgen, richtete sich die Aufmerksamkeit der Besucher besonders auf die kleine aber feine Ausstellung zur 120-jährigen Geschichte der heutigen GRN-Klinik. Und diese faszinierende Geschichte begann offiziell 1903. Die Idee zu einem neuen Krankenhaus in Eberbach war vier Jahre zuvor, 1899, geboren, denn das bisherige städtische Spital in der ehemaligen „Kellerei“ wurde den Anforderungen nicht mehr gerecht. Hoch oben auf dem Scheuerberg sollte das neue, größere Spital gebaut werden. Im Mai 1902 feierte man in Eberbach die Grundsteinlegung und am 22. Oktober 120 Jahre auf dem Scheuerberg 1903 war es soweit: Das Bezirksspital wurde eröffnet. Wie bedeutsam dieses Ereignis für die Region war, zeigte sich am Erscheinen der Großherzogin Luise von Baden und ihrer Schwiegertochter Erbgroßherzogin Hilda von Baden. In einem damaligen Bericht des Bürgermeisters Dr. John Gustav Weiß hieß es über die Klinik: „Möge sie sich so bewähren, daß sie unseren Nachkommen keinen Anlaß gibt, uns zu tadeln.“ Eine bisher 120-jährige turbulente Geschichte folgte. 35 Betten standen zu Beginn zur Verfügung, und der Anfang war geprägt von Personalproblemen und dem Ersten Weltkrieg. Trotz Ausnahmesituation und Lazarett blieb der normale Krankenhausbetrieb intakt. In den 30er-Jahren pendelte sich die Patientenanzahl auf 400 bis 500 im Jahr ein. Im Zweiten Weltkrieg fielen die Bomben auch auf dem Scheuerberg, doch die Klinik blieb fast unbeschadet. In den Nachkriegsjahren bot das Krankenhaus mit dem Belegbettsystem über 45 Patienten Platz – 15 Betten waren reserviert für eine neu eingerichtete Chirurgie und zehn Betten für die Geburtshilfe. Alle in Eberbach ansässigen Ärzte waren zur Behandlung im Krankenhaus zugelassen. An die acht Schwestern pflegten die Patienten zu dieser Zeit. Die steigende Bevölkerungszahl und die medizinischen Weiterentwicklungen machten schließlich eine Erweiterung der Kapazitäten nötig – seit 1903 war die einzige Baumaßnahme der Einbau eines Aufzugs gewesen. 1949 ging die Trägerschaft des Krankenhauses an die Stadt Eberbach über, von nun an hieß es „Städtisches Krankenhaus“. Investiert wurde in ein neues Bettenhaus, das 1951 eröffnet wurde und Platz für 114 Patienten bot. Anfang der 60er-Jahre erhöhte sich die Bettenzahl auf 130. Das Platzproblem aber blieb. Zwischen 1961 und 1967 erfolgten die bis dahin größten Baumaßnahmen: Für mehr Foto: Stadtarchiv Eberbach 1903

Jubiläum | 17 als sechs Millionen DM baute die Stadt ein neues Bettenhaus mit 165 Betten und einen neuen Behandlungsbau. Drei moderne OP-Säle, eine neue Röntgenabteilung, Bäder- und Kneippabteilung, Laboratorien und EKG-Einrichtungen kamen hinzu. Auch in der Organisation des Klinikalltags änderte sich im Laufe der Zeit einiges. In den 70er-Jahren wurde schrittweise die Umwandlung der Belegabteilungen in Hauptabteilungen mit festangestelltem medizinischen Personal vollzogen. Seit 1984 ist die als Bezirksspital eröffnete Einrichtung Teil der Gesundheitspflege im Eigenbetrieb des GRN, Ende der 1980er Jahre wurde eine neue Bettenzentrale erbaut, mit einem Patientengarten auf dem Dach. Es war auch zu dieser Zeit, als die Cafeteria ihre Pforten für Besucher und Patienten öffnete. 1994 folgte der Umbau der Operationsabteilung im Behandlungsbau. 2002 gab es aufwändige Sanierungen und ein Jahr später feierte man in Eberbach den Neubau der Intensivstation. Zwischen den Jahren 2009 und 2012 wurde der komplette Bettenbau saniert, 2016 stand der Neubau der Internistischen Endoskopie. Ein größeres Vorhaben war der Bau des neuen Funktionsgebäudes, das 2022 eingeweiht wurde. Ein Krankenhaus, das wächst: Zum 50. Bestehen des „Städtischen Krankenhauses” veröffentlichte die Stadt Eberbach 1953 eine Jubiläumsheft. Wie in den ersten fünfzig Jahren, so hat sich die Klinik auch in den folgenden siebzig Jahren stets gewandelt. Heute verfügt die Klinik über 142 Betten, fünf OP-Säle, acht Fachabteilungen und 350 Mitarbeiter. Fotos: Ausschnitte aus dem Jubiläumsheft von 1953 der Stadt Eberbach. Seit 2010 heißt das Haus GRN-Klinik Eberbach und es ist ein Krankenhaus, das sich immer wieder gewandelt und den Gegebenheiten und Ansprüchen angepasst hat. Einige Fachdisziplinen sind nicht mehr im Haus zu finden, Foto: Stadtarchiv Eberbach Foto: Archivbild 1953 1970

18 wie zum Beispiel die Geburtshilfe. Andere Bereiche wurden ausgebaut und Patienten, weit über das östliche Gebiet des Rhein-Neckar-Kreises hinaus, suchen hier die Spezialisten auf. Acht Fachdisziplinen mit renommierten Medizinern finden sich unter einem Dach – ob im Bereich der Kardiologie mit einem Linksherzkatheter- Labor, dem ausgezeichneten EndoProthetikZentrum (EPZ) und dem Urologischen Steinzentrum Rhein-Neckar-Odenwald sowie dem Hernienzentrum Eberbach. Heute ist die Klinik auf dem Scheuerberg für die Grund- und Regelversorgung der Menschen in Eberbach und weit darüber hinaus verantwortlich. Wohnortnahe Versorgung ist das Stichwort, das gerade für Eberbach zutrifft. Unter anderem für die Notfallversorgung ist die Klinik existenziell für die Region – andere Krankenhäuser sind an die 30 Minuten Fahrzeit entfernt. Mehr als 6 800 stationäre Patienten und über 10 000 ambulante Behandlungsfälle im Jahr zeugen von der Wichtigkeit der GRN-Klinik im Neckartal. Als akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg werden hier in den chirurgischen und internistischen Fächern die Mediziner von morgen ausgebildet. Über 350 Mitarbeiter im ärztlichen Dienst, in der Pflege, im medizinisch-technischen Bereich, in der Therapie, in der Verwaltung und in der Technik arbeiten auf dem Scheuerberg. Wie die Geschichte zeigt, ändern sich die Anforderungen an ein Krankenhaus, nur der Wandel ist konstant. Wurde das 120-jährige Jubiläum noch klein gefeiert, freut sich Klinikleiterin Ingrid Machauer auf die Zukunft: „Zum 125-jährigen Bestehen sind große Feierlichkeiten geplant.“ nl Geschichte erleben mit dem Krankenhaus Eberbach: Rechts ein Bild des Säuglingszimmers von 1971, oben sieht man den Abtransport eines US-Soldaten nach Heidelberg. Das Foto entstand 1961. Fotos: Stadtarchiv Eberbach | Jubiläum Foto: Stadtarchiv Eberbach Foto: GRN 2003 Heute

19 Die GRN-Klinik Eberbach hat sich namhaft verstärkt – Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, Chefarzt der Kardiologie und Angiologie in der GRN-Klinik Weinheim, ist nun zusätzlich Chefarzt der Fachdisziplin auf dem Scheuerberg und unterstützt den Leitenden Arzt Dr. Daniel Herzenstiel und dessen Team. Kurz notiert Ein Experten-Duo für die GRN-Klinik Eberbach „Ich freue mich auf diese zusätzliche Herausforderung“, teilt der angesehene Mediziner mit. Auf diese Weise werde dem Verbundgedanken der vier GRN-Standorte Rechnung getragen, „denn bislang war immer noch etwas der frühere Gedanke der ehemals eigenständigen Kreiskrankenhäuser präsent. Dies wollen wir künftig ändern, hin zu mehr gemeinsamem Wirken mit vielversprechenden Synergieeffekten, die auch und insbesondere unseren Patienten zugutekommen sollen“, unterstreicht Prof. Dr. Korosoglou. Er ist seit 2015 in der GRN-Klinik Weinheim als Chefarzt tätig, war vorher im ärztlichen Team von Prof. Dr. Hugo A. Katus. Der Kardiologe bekam für seine klinische und wissenschaftliche Tätigkeit zahlreiche Auszeichnungen. Seit 2019 ist Prof. Korosoglou Sprecher der Arbeitsgruppe kardiale Computertomographie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und Beirat der Deutschen Herzstiftung. In diesem Beirat sitzt übrigens auch der Eberbacher Kollege Dr. Herzenstiel. Seit 2023 ist Korosoglou zudem im Beirat der Deutschen Gesellschaft für Angiologie. Prof. Dr. Grigorios Korosoglou möchte die kardiale Bildgebung mittels MRT und CT des Herzens am Standort Eberbach etablieren und freut sich auf die Zusammenarbeit mit Dr. Daniel Herzenstiel, Dr. Bernhard Nitsche und deren Team. „Wir kennen uns sehr gut“, so Prof. Korosoglou. Und ein gutes Miteinander ist ihm wichtig. „Schließlich geht es vorrangig um eine optimale Versorgung unserer Patienten auf einem gleichbleibend hohen medizinischen Niveau. Und genau diese liegt uns am Herzen.“ GRN Prof. Dr. Grigorios Korosoglou. Foto: GRN Dr. Daniel Herzenstiel. Foto: GRN

20 Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Der achte GRN-Patienteninformationstag lockte über 100 Bürger aus Eberbach und Umgebung in die Stadthalle. Kurz notiert Großer Andrang beim Patienteninformationstag War der Saal schon bestens besucht, so herrschte auch im Foyer großer Andrang. Hier konnten sich die Besucher beim Team um Dr. Daniel Herzenstiel, dem Leitenden Arzt der Kardiologie und Angiologie, beim Kardio-Check über ihren Gesundheitszustand informieren. Das Team der ZNA um Magdalena Dietz, Oberärztin Innere Medizin, und den pflegerischen Leiter Benjamin Müller, informierte die Patienten über das System der medizinischen Erst- einschätzung. Hier wurde den Besuchern erklärt, warum es in der Notfallambulanz nicht immer nach der Reihenfolge der Anmeldung, sondern nach der Schwere der Erkrankung geht. Und bei Monika Gaa vom Qualitätsmanagement gab es Wissenswertes zum Thema Patientensicherheit. Dr. Jan Voegele, Ärztlicher Direktor, blickte zur Begrüßung zufrieden in den Saal: „Ich bin begeistert und sprachlos, dass Sie so zahlreich erschienen sind und ich hoffe, wir können Ihnen mit dem heutigen Programm etwas zurückgeben.“ Er deute dies als Schulterschluss mit den Bewohnern von Eberbach und den umliegenden Gemeinden, „und deshalb bin ich froh, dass wir für Sie da sein dürfen!“ Landrat Stefan Dallinger hob hervor, dass die Gäste bewiesen, dass ihnen viel am Standort Eberbach gelegen sei, und auch umgekehrt stehe man zur Klinik: „Wir alle, egal, ob im Aufsichtsrat, in der Geschäftsführung, in der Ärzteschaft, in der Pflege und auch anderswo, setzen uns dafür ein, dass auch zukünftig die medizinische Versorgung vollumfänglich gewährleistet wird.“ Dr. Bernhard Nitsche, Chefarzt der Inneren, brachte den Stein ins Rollen, wie es der Landrat zuvor humorvoll kommentiert hatte, befassten sich die ersten Vorträge doch mit den Steinen in Galle, Niere, Harnröhre sowie den vielfachen Möglichkeiten, diesen operabel und kurabel Herr zu werden. Dr. Jan Voegele, Chefarzt der Urologie, referierte über Neuigkeiten aus der Harnsteintherapie. Er hob hervor, dass jedes Jahr rund 3,8 Millionen Menschen an Steinen erkrankten, dies sei eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland, „man kann hier schon von einer Volkskrankheit sprechen“. Dr. Martin Stark, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, zeigte Chancen auf, durch künstliche Hüftprothesen wieder mehr Bewegungsfreiheit, Flexibilität und somit Lebensqualität zu erlangen. Arthrose in einem frühen Stadium könne man mit Krankengymnastik oder durch Schmerzmittel behandeln, „wenn dies allerdings nicht mehr hilft, kommt das künstliche Hüftgelenk zum Einsatz.“ Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, Chefarzt der Kardiologie und Angiologie in den GRN-Kliniken Weinheim und Eberbach, befasste sich mit „Durchblutungsstörungen der Beine“ und hob hervor, dass es sich hierbei ebenfalls um Steine, dieses Mal aus der Sicht des Gefäßmediziners, handele. Allein im Jahr 2019 habe man fast zwei Millionen Menschen in Deutschland wegen Herzkrankheiten stationär behandeln müssen. Prof. Korosoglou nahm den Gästen jedoch die Angst, indem er auf zahlreiche Möglichkeiten der schnellen und zuverlässigen Diagnostik und Therapiemöglichkeiten einging. Dr. Markus Hewel, Oberarzt und Leitender Arzt für Schmerz- und Palliativmedizin, informierte über Schmerztherapien. „Laut der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin leiden rund 16 Millionen Menschen in unserem Land dauerhaft an chronischen Schmerzen. Dabei wird primär zwischen akutem und chronischem Schmerz unterschieden. Grundsätzlich ist Schmerz immer subjektiv und verlange ein individuelles Therapieregime." Der Mediziner gab einen Einblick in die Schmerzmedizin der GRN-Klinik Eberbach mit ihren vier Teilbereichen: der perioperativen Akutschmerztherapie, der stationären sowie ambulanten Schmerztherapie und der stationären Palliativmedizin. Für die Mediziner und die interessierten Gäste war es ein gelungener Abend. GRN Foto: GRN

21 Unentbehrlich und immer für die Patienten da GRN-Klinik Eberbach: Ehrenamtliche „Grüne Damen“ wirken seit 40 Jahren im Stillen Seit 40 Jahren gibt es sie schon in der GRN-Klinik Eberbach – die „Grünen Damen“. Erkennbar an ihren grünen Kitteln ist es ihr Ziel, Patienten den Krankenhausaufenthalt zu erleichtern und ein Stück weit Normalität zu ermöglichen. „Wir sind für unsere Patienten da, und dies hier in Eberbach schon seit Anfang der 80er Jahre“, so Hildegard Krapf, und eine gehörige Portion Stolz schwingt in ihren Worten mit. Sie ist die Einsatzleiterin der „Grünen Damen“ und freut sich, ein starkes Team zu haben. „Wir gehören zu einer ehrenamtlichen Initiative, die im Dachverband der Evangelischen Kranken- und Altenhilfe (eKH) beheimatet ist und sich in unzähligen Einrichtungen für kranke und alte Menschen einsetzt.“ Aktuell engagieren sich zehn Damen in ihrer Freizeit für das Wohl der Patienten. „Wir sehen unsere wichtigste Aufgabe darin, durch mitmenschliche Nähe, Zuwendung und Aufmerksamkeit zur Genesung beizutragen“, berichtet Krapf weiter. „Allerdings übernehmen wir keine pflegerischen oder hauswirtschaftlichen Tätigkeiten.“ Vielmehr besuchen die Damen jedes Patientenzimmer, leisten Gesellschaft, spenden Trost und Mut oder halten einfach mal nur die Hand. „Wir nehmen uns bewusst Zeit, denn dies ist unser schönstes Geschenk. Zeit für ein aufmunterndes Gespräch, wir hören Patienten zu und geben diesen die Möglichkeit, all das auszusprechen, was sie bewegt, freut oder beschäftigt. Ein Krankenhausaufenthalt kann ja manches Mal eine recht einsame Sache sein, vor allem, wenn die Angehörigen nicht vor Ort wohnen oder wenig Zeit haben.“ Selbstverständlich werden die Gespräche diskret und vertraulich behandelt, die „Grünen Damen“ unterliegen – ebenso wie Ärzte und Pflegende – der Schweigepflicht. „Wir übernehmen auch kleine Besorgungen aus der Cafeteria und lesen aus der Zeitung oder aus Büchern vor.“ Kurz: Man tue alles, um Patienten, etwa durch ein ablenkendes Gespräch, aufzuheitern oder um Ängste, Anspannung oder Stress abzubauen. Dies kann auch durch Gesellschaftsspiele oder kleine Spaziergänge auf Station erfolgen. „Das Wunderbare an der ganzen Sache ist“, teilt Hildegard Krapf mit, „dass wir immer sehr viel Dankbarkeit erfahren sowie positive Resonanz bekommen. Einen Patienten, der zuvor traurig war, am Ende des Besuchs wieder lächeln zu sehen, ist unser schönstes Geschenk und der einzige Lohn, den wir annehmen!“ In den vergangenen Monaten musste eine ganze Reihe Ehrenamtlicher die Tätigkeit als „Grüne Dame“ oder „Grüner Herr“ altersbedingt oder aus anderen persönlichen Gründen aufgeben. Zehn engagierte Menschen – das seien zu wenige, um den Besuchsdienst an allen Wochentagen anbieten zu können. Daher werden zur Verstärkung des kleinen Teams motivierte, freundliche und zuverlässige Frauen wie auch Männer ab einem Alter von 18 Jahren gesucht, die sich gern ehrenamtlich engagieren möchten. Neben einem offenen und angenehmen Arbeitsklima werden praxisnahe Seminare, ein regelmäßiger und zeitnaher Austausch, gemeinsame Unternehmungen und vieles mehr geboten. „Wir sind ein tolles und eingespieltes Team, doch wir wollen weiterwachsen und mit noch mehr Mitstreitern für unsere Patienten da sein. Ehrenamtliches Engagement macht Freude und es bringt einen persönlich auch sehr viel weiter“, so Krapf. Wer Interesse hat, die „Grünen Damen“ zu unterstützen, kann sich unter 06271/1046 bei Hildegard Krapf oder unter 06271/83-7145 bei Johanna Herrmann, gerne auch per Email (johanna. herrmann@grn.de) melden. Foto: GRN

22 Kurz notiert GRN-Klinik Eberbach ehrt langjährige Mitarbeitende. „Wir können uns nur bedanken“ Fast ein halbes Jahrhundert Berufstätigkeit – und das bei nur einem Arbeitgeber. So viele Jahre einem Unternehmen die Treue zu halten, ist in heutigen Zeiten bemerkenswert. Im Rahmen einer Feier der GRN-Klinik Eberbach wurden kürzlich zwei Mitarbeitende in den Ruhestand verabschiedet und fünf Mitarbeitende für 25 beziehungsweise 40 Jahre Tätigkeit in der Klinik geehrt. „Eine so lange Unternehmenszugehörigkeit ist nicht selbstverständlich“, eröffnete Klinikleiterin Ingrid Machauer den Empfang im Dachgarten. „Dass Sie über viele Jahrzehnte mit viel Engagement hier gearbeitet haben, dafür können wir uns nur bedanken.“ „Als Sie hier angefangen haben, gab es keine Smartphones, Laborzettel wurden noch händisch ausgefüllt“, führte Pflegedienstleiter Rolf Poxleitner fort. „Die Klinik hat sich seitdem gewandelt. Sie haben diesen Wandel miterlebt, haben die Klinik mitgestaltet und geprägt.“ Für jeden Mitarbeitenden hatten Machauer und Poxleitner persönliche Worte vorbereitet. Sie berichteten von den Werdegängen und Arbeitsstationen der Jubilare und Pensionäre. Den Abschluss machte Heidrun Heck, Vorsitzende des Eberbacher Betriebsrats, und hob die Motivation und Einsatzbereitschaft der Jubilare hervor: „Trotz mancher schwerer Tage, waren Sie über Jahrzehnte diesem Krankenhaus treu. Denn in jedem von Ihnen ist etwas ganz Spezielles, das Sie jeden Tag gerne Ihre Arbeit machen lässt.“ 40 Jahre Dienstjubiläum: Beate Baumbusch 25 Jahre Dienstjubiläum: Stefanie Wilfing, Anja Boch, Isabell Schmitt, Anja Geiger Pensionäre: Marina Flemming, Stefan Flemming, Dagmar Ernst, Wolfgang Bachert • Magnetresonanztomographie (MRT) • Computertomographie (CT) • Digitale Mammographie • Digitales Röntgen Das Radiologische Zentrum Alte Waibstadter Str. 2 a, 74889 Sinsheim, Telefon (07261) 9716-0 Scheuerbergstr. 3/1, 69412 Eberbach, Telefon (06271) 8079633, Rohrbacher Straße 149, 69126 Heidelberg, Telefon (06221) 31693-0 Albert-Schweitzer-Straße 10, 64711 Erbach, Telefon (06062) 95524-0 Bahnhofstraße 1-3, 69190 Walldorf, Telefon (06227) 545565-0 • Nuklearmedizin • Ultraschall • Osteoporose-Früherkennung • Kardiodiagnostik Leistung anfragen. Wir beraten Sie gerne und beantworten Ihre Fragen Termine nach Vereinbarung bis 21.30 Uhr MVZ–DRZ Foto: GRN

23 Gendermedizin ist ein Bereich der Medizin, der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Eine gendersensible Perspektive auf die Krankheiten, ihre Symptome und Therapie ist keineswegs selbstverständlich. Seit dem 19. Jahrhundert gilt der männliche Körper als Modell in der Medizin, der weibliche Körper allenfalls als Abweichung. Für Frauen entstand zwar eine eigene Disziplin, die sogenannte Frauenheilkunde, später als Gynäkologie bezeichnet, die sich jedoch ganz auf den weiblichen Körper als Reproduktionskörper konzentrierte. In den übrigen Disziplinen waren die gesundheitlichen Belange und spezifischen Bedingungen der Entstehung von Krankheiten bei Frauen nicht von Belang. Es ist der Frauengesundheitsbewegung zu verdanken, die seit den 1970er-Jahren eine gendersensible Perspektive in der Medizin gefordert hat, dass sich heute im Zuge der Entwicklung der personalisierten Medizin die Perspektive auf die geschlechtsspezifische Dimension von Krankheiten zunehmend etabliert. 1977 gründeten 25 Frauen das erste Feministische Frauen Gesundheits Zentrum (FFGZ) in Berlin. Sie verstanden sich als Teil der internationalen „Women’s Health Movement“, die 1972 ihren Ausgang in Los Angeles genommen hatte. Die Frauengesundheitszentren, die sich in den darauffolgenden Jahren in vielen deutschen Städten gründeten, waren Teil der westdeutschen Neuen Frauenbewegung. Der „Körper“ stand im Zentrum des feministischen politischen Kampfs für Gleichstellung. Ausgangspunkt war der Kampf gegen den §218 des Strafgesetzbuches, der den Schwangerschaftsabbruch, von medizinischen Indikationen abgesehen, unter Strafe stellte. Mit dem Slogan „Mein Bauch gehört mir“ protestierten Feministinnen für ihr Selbstbestimmungsrecht und konnten breit mobilisieren. Aktivistinnen der Frauengesundheitsbewegung beklagten die Entfremdung vom eigenen Körper durch die Medizin. Selbstuntersuchungen mit einem Plastikspekulum, einem Handspiegel und einer Taschenlampe führten sie durch, die als „Schambereich“ bezeichneten Genitalien sollten enttabuisiert werden. Insgesamt wollten Feministinnen Frauen in die Lage versetzen, sich eigenständig Wissen über ihren Körper anzueignen, um so selbstbestimmter über Empfängnisverhütung, Schwangerschaftsabbruch und gynäkologische Therapien entscheiden zu können. Zunächst erarbeiteten die Aktivistinnen in den Frauengesundheitszentren Informationsbroschüren zu frauenheilkundlichen Fragen. 1978 fand der Fischer-Taschenbuch-Verlag ein Frauenkollektiv zur Übersetzung des erfolgreichen Aufklärungsbuches „Our Bodies, Ourselves“ aus den USA. In dem viele Seiten umfassenden Frauengesundheitsbuch finden sich ein umfassendes Wissen zum weiblichen Körper und zu weiblicher Sexualität. Die deutschen Bände basierten zwar auf dem ursprünglichen Text, wurden aber zum Beispiel mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch angereichert, das in der BRD eine größere Rolle spielte als in den USA. In der DDR war bereits 1972 eine Fristenlösung und somit das Recht jeder Frau auf einen fachgerechten Schwangerschaftsabbruch gesetzlich festgelegt worden. Auch im Bereich der psychischen Gesundheit entstanden in den 1970er-Jahren feministische Therapiezentren und Beratungsstellen: Feministische Therapie legte eine frauenparteiische Haltung zugrunde und beurteilte psychische Krisen ihrer Klientinnen im Kontext frauendiskriminierender gesellschaftlicher Strukturen. Vieles von dem, was die Frauengesundheitsbewegung seit den 1970er-Jahren gefordert und in die Diskussion um Frauengesundheit eingebracht hat, ist heute in die ärztliche Praxis eingegangen. Literatur zum Weiterlesen: Jessica Bock: Feministische Ratgeber zur Selbsthilfe: www.digitales-deutsches- frauenarchiv.de/angebote/dossiers/ 218-und-die-frauenbewegung/ feministische-ratgeber-zur-selbsthilfe Heinemann, Isabel: Frauen und ihre Körper: Reproduktives Entscheiden in den Ratgebern der US-amerikanischen und westdeutschen Frauengesundheitsbewegungen. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Bd. 69 (2021) Heft 2, S. 125-137. Prof. Dr. phil. Karen Nolte leitet das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, das sich nicht nur mit der Historie, sondern auch mit der Gegenwart beschäftigt. Den Lesern von GRNplus gibt sie regelmäßig Einblick in die Medizingeschichte. Medizingeschichte Geschichte der Frauengesundheitsbewegung in Westdeutschland Ein Plastikspekulum zur Selbst- untersuchung Foto: Karen Nolte Foto: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=