GRNplus Mai / 2021

Wie würden Sie in wenigen Sätzen beschreiben, worum es bei Ihrem Fachbereich ganz allgemein geht? Beim Fachgebiet der Geriatrie geht es um die ganzheitliche Behandlung des betagten und hochbetagten Menschen, der akut erkrankt ist. Anders als bei jüngeren Menschen oder Menschen ohne zahlreiche chronische Erkrankungen birgt die akute Erkrankung bei alten Menschen oftmals die Gefahr des Verlustes von Alltagskompetenz und Unabhängigkeit über die Dauer der akuten Erkrankung hinaus. Wir behandeln darum Menschen mit internistischen oder chirurgischen, teilweise auch neurologischen Krankheitsbildern von Anfang an im ganzheitlichen Kontext. Dabei spielen vorhandene individuelle Kompetenzen, funktionelle, geistige und emotionale Ressourcen, sozialer Hintergrund und die Biographie eine Rolle. Dies gelingt nur in interdisziplinärer, interprofessioneller und intersektoraler Zusammenarbeit. Ziel ist die Behandlung der Akuterkrankung sowie die Vermeidung von kurz- und langfristigen Komplikationen. Wie hat sich der Blick auf die Behandlung älterer Patienten in den vergangenen Jahren verändert? Der viel zitierte demographische Wandel ist längst spürbar. Seit Jahrzehnten gibt es ausführliche, theoretische Abwägungen, wie man sich den Herausforderungen einer alternden Gesellschaft auch im Gesundheitswesen stellen kann, siehe zum Beispiel das „Geriatriekonzept“ des Landes Baden-Württemberg. Von der Beschreibung und vom Bewusstwerden bis zur praktischen Umsetzung vergeht immer Zeit. Gerade in der Medizin schienen die mit dem demographischen Wandel implizierten Herausforderungen lange nicht im nötigen Ausmaß wahrgenommen worden zu sein. Dafür wächst aber nun schon seit Jahren dieses Bewusstsein und besonders auch der Wille, Dinge zu ändern. Ein gutes Beispiel dafür ist die Alterstraumatologie. Wir haben erkannt und bewiesen, dass die älteren Menschen bedeutsam von der gemeinsamen Behandlung mehrerer Professionen und Disziplinen profitieren. Wie wichtig ist neben der interdisziplinären Zusammenarbeit der Ärzte die Einbindung des Pflegepersonals und der therapeutischen Fachkräfte bei der Festlegung der optimalen Behandlung? Die Einbindung des Pflegepersonals und der therapeutischen Fachkräfte ist Grundlage für die Festlegung der optimalen Behandlung. Zuvorderst steht allerdings der Wille des Patienten. Die interprofessionelle Zusammenarbeit bildet das Grundprinzip der Geriatrie. Welche Rolle spielen Angehörige während des Krankenhausaufenthaltes? Angehörige können eine entscheidende Rolle bei der adäquaten Behandlung und insbesondere Weiterbehandlung eines betagten Menschen spielen, indem sie wertvolle Informationen über die derzeitige Lebenssituation, aber auch über wichtige biographische Aspekte des Erkrankten liefern. Voraussetzung ist, dass dieser Austausch vom Patienten gewünscht ist. Zudem können Angehörige wichtige Bezugspersonen sein, wenn der Patient im Rahmen des stationären Aufenthaltes 21 Die Altersmedizin der GRN-Klinik Schwetzingen und die GRN-Klinik für Geriatrische Rehabilitation haben einen neuen Chefarzt: Der 43-jährige Dr. Andreas Baier hat diese Aufgabe am 1. April übernommen. Im Gespräch mit GRNplus erklärt er, worum es in diesem Fachgebiet geht, wie wichtig Angehörige bei der Behandlung betagter Menschen sein können und was er sich für die Weiterentwicklung der Altersmedizin in Schwetzingen vorgenommen hat. ist ein Geschenk“ älteren Menschen „Die Arbeit mit

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