GRNplus Oktober / 2023

ihre Kollegen sind Ansprechpartner Nummer 1 für die Menschen, die ihr Leben in der Heimat erst einmal aufgeben, um in einem fremden Land durchzustarten. Kerchers Telefon steht nicht still, denn sie kümmert sich um alles. Wie eröffne ich ein Bankkonto? Welche Unterlagen benötigt die Ausländerbehörde? Ist die Arbeitserlaubnis vorhanden? Kann ich im Fitnessstudio trainieren? Wie sieht es mit der Aufenthaltsgenehmigung aus? Und da das Leben nicht nur aus Arbeit besteht, kümmert sie sich auch darum, dass die Mitarbeiter ihre neue Heimat – also Schwetzingen – genauer kennenlernen. Hannah Kercher muss sich im interkulturellen Kontext ebenso auskennen, wie bei deutschen Verwaltungsregeln. Doch das ist für die studierte Ethnologin kein Problem. Sie unterstützt beim Ausfüllen der Einstellungsunterlagen, koordiniert die wichtigen Sprachkurse und steht bei regelmäßigen Feedbackgesprächen mit Rat zur Seite. Die GRN legt besonderen Wert darauf, dass die Sprachkurse auch berufsbezogen sind und auch die Fachsprache der Pflege erlernt wird, denn nur so kann eine Eingliederung ins Team funktionieren. Wo viele Menschen unterschiedlicher Sprachen und Kulturen aufeinandertreffen, gibt es natürlich auch immer Reibungspunkte. Auch hier sind Kercher und ihre Kollegen zur Stelle. Marianne Kandert spricht daher eine Prämisse aus, die unumstößlich ist: Integration muss von zwei Seiten passieren. „Auch das Stammpersonal hat eine außerordentlich wichtige Rolle, es übernimmt die Einarbeitung und ist für die Integration in das Stationsteam verantwortlich.“ Daher bieten die GRN in regelmäßigen Abständen interkulturelle Trainings an, um das gegenseitige Verständnis zu fördern. Kandert und Kercher sind sich einig: „Integration macht Arbeit.“ Aber diese lohnt sich für die Klinik, die Mitarbeiter und am Ende auch für die Patienten. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall für Alina Korsakova. Die 28-jährige Russin kam vor zwei Jahren nach Deutschland, um einen Sprachkurs zu absolvieren, da entdeckte sie eine Stellenanzeige der GRN zur Pflegefachkraft. Als gelernte Kinderkrankenschwester war die Basis vorhanden. Doch auch in Korsakovas Fall stellte die Bürokratie eine große Hürde dar. Sie besaß nur ein Sprachvisum, mit dem in Deutschland keine Erwerbstätigkeit möglich ist. Die Umwandlung ihres Visums in ein Visum zur Erwerbstätigkeit dauerte lange und war nur mit Nachweis eines Arbeitsvertrags und genauen Daten zur Nachqualifizierung möglich. „Fast wäre es an der Arbeitserlaubnis gescheitert“, erzählt sie. Die berufliche Nachqualifikation mit mündlicher und praktischer Prüfung meisterte sie mit Bravour. Nach nur zwei Jahren spricht sie gut Deutsch, die Anerkennung als Fachkraft hat sie in der Tasche. Jens Scheurich, Marianne Kandert und Hannah Kercher sind froh, so eine engagierte Kraft im Haus zu haben. Und Alina Korsakova hat noch einiges vor: Sie würde gerne eine Weiterbildung im Bereich Schmerz- und Wundmanagement absolvieren. Mit ihrem Mann, der nun auch in Deutschland leben kann, blickt sie hoffnungsvoll in die Zukunft: „Man muss sich Mühe geben, aber, wenn man etwas richtig will, dann schafft man es auch.“ Alina Korsakova hat ihr neues Leben in Deutschland gefunden. Foto: PR „Man muss sich Mühe geben, aber, wenn man etwas richtig will, dann schafft man es auch.“ (Alina Korsakova) 26 | Internationales Recruiting und Integration Triple Win und WHO-Kodex Die GRN nimmt im internationalen Recruiting am Projekt Triple Win teil. Dieses Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit steht für die nachhaltige Gewinnung von Pflegekräften. Alle Beteiligten sollen gewinnen: Der Arbeitgeber gewinnt sprachlich und fachlich gut vorbereitete Pflegekräfte. Diese wiederum bekommen in Deutschland eine sichere berufliche Perspektive, die ihnen in ihrer Heimat fehlen würde. Und auch die Herkunftsländer profitieren. Denn die internationalen Kräfte entlasten den dortigen schwierigen Arbeitsmarkt: Sie unterstützen mit einem Teil ihres Verdiensts, den sie der Familie nach Hause schicken, die dortige Wirtschaft. „Wir halten uns hier streng an den WHO-Kodex“, erklärt Marianne Kandert. „Dieser Kodex enthält eine Liste von Ländern, in denen bei Abwerbung ein lokaler Fachkräftemangel entstehen würde. Aus diesen Ländern rekrutieren wir nicht.“

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