GRNplus Oktober / 2022

Vorschlagswesen 21 Im beruflichen Alltag gibt es immer wieder Situationen, in denen Abläufe noch nicht optimal sind. Manchmal fehlt einfach die Zeit, um sich Gedanken darüber zu machen, wie es besser laufen könnte. Oder gute Ideen verlaufen im Sand, weil sich niemand wirklich zuständig fühlt. Damit genau das nicht (mehr) passieren kann, gibt es in der GRN-Klinik Schwetzingen seit Mai die „Ideenbörse“. In der Privatwirtschaft ist das Instrument als „Betriebliches Vorschlagswesen“ schon lange bekannt. Aber häufig schläft dort die anfängliche Begeisterung der Beschäftigten schon nach kurzer Zeit wieder ein, weil der Name sperrig klingt und das Verfahren bürokratisch ist oder Rückmeldungen lange auf sich warten lassen. Christine Kühlewein, seit August stellvertretende Klinikleiterin, entwickelte deshalb ein neues Konzept, das anders sein und dauerhaft funktionieren soll. „Wir wollten einen schlanken Prozess und einen modernen Namen, der keine Hürden aufbaut, sondern zum Mitmachen animiert“, erläutert die 39-Jährige, die zunächst eine Pflegeausbildung absolvierte und dann berufsbegleitend Krankenhaus-Management studierte. „Wir brauchen unsere Mitarbeiter, um besser zu werden. Sie erleben doch tagtäglich, was gut und was vielleicht weniger gut läuft.“ Das müsse gar nicht der große Wurf sein; auch kleine Veränderungen könnten zum Beispiel den Arbeitsalltag erleichtern. Aber natürlich seien auch kreative Vorschläge willkommen, mit denen zum Beispiel die Qualität gesteigert, der Energieverbrauch gesenkt oder ein bestimmter Bereich verschönert werden kann. Ihr sei außerdem wichtig gewesen, dass schon im Namen deutlich wird, wie wertvoll die Rückmeldungen der Beschäftigten sind. So entstand schließlich der Name „Ideenbörse“, der im weiteren Verfahren auch mit Leben gefüllt wird: So erhalten Mitarbeiter ein „Ideenwertpapier“ als erste Rückmeldung. Schafft es der Vorschlag in den „Ideenpool“ des Strategiegremiums der Klinik, wo er eingehender geprüft wird, gibt es gewissermaßen die erste Dividende in Form eines 50-Euro-Gutscheins. Passt der Vorschlag zu den strategischen Zielen der Klinik und hat zum Beispiel einen hohen qualitativen Nutzen (für Patienten und/oder Mitarbeiter) oder ist besonders innovativ, dann kann daraus ein größeres Projekt werden, in das der Ideengeber eingebunden wird. Nach Abschluss des Projekts wird anhand einer Bewertungsmatrix die Höhe der Prämie errechnet. Von 400 bis 1050 Euro reicht die Bandbreite. Auch für kleinere Verbesserungsvorschläge, die sinnvoll sind, relativ kurzfristig umgesetzt werden können und einen geringen (Kosten-)Aufwand verursachen, gibt es eine Prämie. „Mir war wichtig, dass transparent ist, was mit den Ideen passiert“, betont Christine Kühlewein, „auch wenn nicht jede Idee sofort umgesetzt werden kann“. Im Gespräch merkt man ihr an, wie sehr ihr die Ideenbörse am Herzen liegt. „Es soll Spaß machen, sich daran zu beteiligen“, fügt sie hinzu. Deshalb sollte auch der Flyer, in dem das Projekt vorgestellt wird, frisch und fröhlich wirken. Ihr Muster, das sie dazu selbst zeichnete, kam so gut an, dass es 1:1 übernommen wurde. Zwischen Mai und August landeten schon 40 Vorschläge auf ihrem Schreibtisch. „Das ist viel mehr als ich erwartet hatte“, erzählt sie und fügt lachend hinzu: „Die Geister, die ich rief …“ Das Spektrum der Ideen ist breit gefächert – von der Einführung einer Dienstplan-App, mit der sich Stationen zum Beispiel bei kurzfristigen Ausfällen selbst organisieren können, über die Anschaffung von Tablets mit professionellen Übersetzungsprogrammen, mit denen man die Kommunikation mit Patienten verbessern kann, die kaum Deutsch sprechen, bis zur Idee, in der Notaufnahme eine Kinderspielecke einzurichten, um die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Damit die Ideenbörse nicht irgendwann einschläft, will Christine Kühlewein immer wieder Impulse setzen – das kann zum Beispiel ein Ideenwettbewerb zum Energiesparen sein oder auch die Suche nach einem Namen für ein neues Angebot der Klinik. Eines ist sicher: Der 39-Jährigen gehen die Ideen jedenfalls nicht aus. pro Die Ideenbörse Christine Kühlewein hat das Konzept für die Ideenbörse entwickelt. Foto: kop

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