GRNplus März / 2023

16 Darüber hinaus ist die Sinsheimer Neurologie Mitglied im Schlaganfallversorgungsnetzwerk Rhein-Neckar: F.A.S.T. Es verbindet mehr als 20 regionale Schlaganfalleinheiten. Die Koordinierungsstelle am Universitätsklinikum Heidelberg kümmert sich um standardisierte Vorgehensweisen, eine einheitliche IT und strukturierte Fortbildungen. Betroffene Personen sollen so unabhängig von ihrem Wohnort die bestmögliche Schlaganfallbehandlung erhalten. Untersuchung im Fokus: FEES Info Die „Fiberoptische endoskopische Evaluation des Schluckens“ (FEES) ist eine standardisierte Untersuchung, die Schluckstörungen (Dysphagien), darunter auch die stille Aspiration, aufdecken kann. Nach einem Schlaganfall treten diese gehäuft auf. Ein dünnes Endoskop wird über die Nase in den Rachenraum eingeführt. Die Kamera schaut auf Rachen, Kehlkopf, Speise- und Luftröhre. Nun schluckt der Patient nacheinander Flüssigkeit, eingefärbten Wackelpudding und Weißbrotstückchen. Luisa Joas-Keller und Ellina Heusser, die untersuchenden Logopädinnen, können anhand des Weges, den die Nahrung nimmt, die Schluckfunktion beurteilen. Bei der stillen Aspiration verschlucken sich Patienten, es wird aber kein Hustenreflex ausgelöst. In der Lunge können der aspirierte Speichel oder die aspirierten Nahrungsbestandteile eine Entzündung (Aspirationspneumonie) hervorrufen, die in 30 Prozent der Fälle tödlich verläuft. Verhindern lässt sich das Aspirieren von Nahrungsbrei in vielen Fällen über eine angepasste Ernährungsform und begleitetes Essen. Manchmal muss aber bis zur Wiederherstellung eines sicheren Schluckaktes die Ernährung über eine Magensonde erfolgen. Ziel in Sinsheim ist es, den Patienten eine Maximalversorgung bei Schlaganfällen anbieten zu können. Deshalb ist die Abteilung auch in das teleneurologische Netzwerk der Neurologischen Universitätsklinik in Heidelberg eingebunden. Praktisch läuft das so ab: Kommt ein Patient außerhalb der Regelarbeitszeit der neurologischen Stationen in die GRN-Klinik, kümmern sich zunächst die Kollegen der Abteilung für Innere Medizin um ihn. Sie untersuchen den Patienten in der Notambulanz direkt vor einer hochauflösenden Kamera. Am anderen Ende kann der Neurologe kleinste Details an der Pupille bewerten. Zusammen mit dem internistischen Dienstarzt vor Ort wird dann schnell eine Therapieentscheidung für den Patienten gefällt – rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche. Mehr Platz für die Neurologie Die Neurologie ist ein weites Feld. Etwa die Hälfte der Patienten, die zu Dr. Lenhard und seinem Team kommen, kämpfen mit Epilepsie, Parkinson, Multipler Sklerose, Demenz oder Schwindel. Über 90 Prozent sind Akutfälle. Und die Untersuchungen sind aufwendig. Wird beispielsweise das Nervenwasser untersucht, kann es bis zu einer Woche dauern, bis alle Befunde vorliegen. „Schon heute könnten wir deutlich mehr angemeldete Patienten behandeln, wenn wir genug Betten hätten“, sagt Dr. Lenhard. Deshalb ist Wachstum geplant: mit dem Klinikneubau soll die Neurologie in Sinsheim ab 2027 eine größere Station mit direkter Anbindung an die Intensiv- und Wachstation erhalten. bas Foto: PR

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