GRNplus März / 2022

25 entfernt, um eine Heilung zu ermöglichen“, erinnert sich Dr. Matthias Hassenpflug. Zum Glück habe es sich um eine Tumorsorte mit sehr guter Prognose gehandelt, berichtet der stellvertretende Chefarzt der Sinsheimer Allgemein- und Viszeralchirurgie. Ein solcher Fall zeigt, wie wichtig eine regelmäßige Kontrolle solcher Knoten sein kann. Und dass es nicht schadet, ab und zu die Schilddrüse abzutasten und untersuchen zu lassen. „Häufig handelt es sich um einen Zufallsbefund, wenn etwa im Rahmen eines Ultraschalls die Schilddrüse mituntersucht wird“, erzählt der stellvertretende Chefarzt. Die meisten Knoten seien gutartig, eine Kontrolle sei aber empfehlenswert. Bei einer Veränderung oder Vergrößerung könne in manchen Fällen eine Schilddrüsenszintigraphie hilfreich sein. Dabei wird dem Patienten radioaktiv markiertes Jod verabreicht, das sich in der Schilddrüse anreichert und Rückschlüsse über das Stoffwechselverhalten von Schilddrüsenknoten zulässt. Klarheit bei verdächtigen Befunden bringt laut Dr. Hassenpflug jedoch nur die operative Entfernung des Knotens. Ähnlich wie bei einem Leistenbruch kann es vorkommen, dass Patienten empfohlen wird sich operieren zu lassen, obwohl keine Beschwerden vorliegen. „Das ist der Fall, wenn sich Knoten verändern, größer werden oder im Ultraschall spezielle Merkmale aufweisen, die eine Bösartigkeit vermuten lassen.“ In anderen Fällen kann es vorkommen, dass die Vergrößerung der Schilddrüse an sich dem Patienten Probleme bereitet. Das Organ kann im Laufe der Jahre wachsen und auf die Luft- oder Speiseröhre drücken. Probleme beim Atmen oder Schluckbeschwerden: Die Lebensqualität wird eingeschränkt. Auch eine Überfunktion kann eine Operation notwendig machen. Das Organ ist eine lebenswichtige Hormondrüse und hilft dem Körper beim Stoffwechsel, dem Wachstum und der Reifung sowie beim Regulieren zahlreicher Körperfunktionen. Wenn mehr Energie benötigt wird, zum Beispiel bei Kälte oder während der Schwangerschaft, werden entsprechend mehr Hormone gebildet. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion – Hyperthyreose genannt – werden zu viele Hormone gebildet, bei der Unterfunktion – der Hypothyreose – passiert das Gegenteil. Der gestörte Hormonhaushalt kann in beiden Fällen zu zahlreichen Beschwerden führen. Bei der Operation hormonproduzierender Organe wie der (teilweisen) Entfernung der Schilddrüse kommen modernste Methoden zum Einsatz. Dazu gehört auch das intraoperative Neuromonitoring. Dr. Hassenpflug erklärt das folgendermaßen: „Die Schilddrüse liegt direkt an den beiden Stimmbandnerven, welche für die Bewegung der Stimmbänder zuständig sind. Wird ein Nerv verletzt, kann das für Heiserkeit beim Patienten nach der OP sorgen. Mit einem Messgerät finden und messen wir die Nerven und können diese dementsprechend schonen.“ Zwar gibt es keine Empfehlung, ab welchem Alter die Schilddrüse mittels Ultraschalles oder Blutabnahmen untersucht werden sollte. „Doch ähnlich wie bei einer Darmspiegelung ist es prophylaktisch sinnvoll und kann unter Umständen Leben retten“, meint der Arzt. Sollte der Hausarzt bei der Untersuchung tatsächlich etwas entdecken, wird das weitere Vorgehen mit dem Patienten zum Beispiel im Rahmen der Sprechstunde der Allgemein- und Viszeralchirurgie der GRN-Klinik besprochen. Denn wie im Fall der 48-jährigen Patientin, bei der ein bösartiger Tumor entdeckt und erfolgreich entfernt wurde, weiß Dr. Hassenpflug: „Selbst wenn keine Beschwerden vorliegen: Knoten in der Schilddrüse sollten im Auge behalten werden. Sobald sich etwas tut, sobald Beschwerden oder ein Wachstum beobachtet werden, ist Handeln gefragt.“ ms Visite in der Chirurgie.

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