GRNplus Dezember / 2022

8 Die meisten Patienten belastet die Krankheit und die Behandlung seelisch stark. „Bisher standen die Strapazen, die eine Krebsdiagnose und die Zeit der Behandlung für die Partnerschaft bedeutet, nicht im Fokus. Lange Zeit konzentrierten sich die meisten psychoonkologischen Interventionen darauf, die betroffenen Patienten zu unterstützen und ihre individuellen Bewältigungskompetenzen zu fördern“, erklärt Beate Rohden-Schiller, Psychoonkologin der GRN-Klinik Weinheim. „Inzwischen wissen wir: Die Diagnose Krebs erzeugt einen psychischen Ausnahmezustand und das nicht nur bei dem Patienten selbst, sondern auch beim Partner.“ Krebs ist eine Wir-Erkrankung Immer deutlicher wurde Ärzten und Therapeuten die Erkenntnis, dass Krebs eine ‚Wir-Erkrankung‘ ist, erklärt die Psychoonkologin. „Dass auch die Partnerschaft und der Partner von der Erkrankung betroffen sind und den Belastungen oft ohne Unterstützung nicht standhalten können; denn der Partner rutscht mit der Diagnose in eine Doppelrolle. Er ist der wichtigste emotionale Halt und tatkräftiger Unterstützer im Alltag und dabei gleichzeitig ein Selbstbetroffener in dieser Krisenzeit.“ Auch für den Partner ändere sich mit einer Diagnose schlagartig alles. Der Alltag, die gemeinsame Lebensplanung, die gemeinsamen Ein neues Angebot und weiterer Baustein der umfassenden Patientenbetreuung der GRN-Klinik Weinheim ist die „Sprechstunde für Paare“. Angeboten wird sie vom Psychoonkologischen Dienst der Klinik. Knapp jeden zweiten Deutschen trifft im Leben die Diagnose „Krebs“, wie eine Studie des Robert-Koch- Instituts zeigt. Psychoonkologie stark sein Gemeinsam Freundschaften, die wegfallen, die Beziehung – „alles gerät aus dem Gleichgewicht“, so Rohden-Schiller. Die oft lange andauernde Belastung, einhergehend mit Gefühlen der Überforderung, Unsicherheit, Sorgen und Angst um die Zukunft, führen zusätzlich zu einer Verschlechterung der Kommunikation, viele Paare wissen nicht mehr, was sie dem anderen noch zumuten können und behalten ihre Ängste und Sorgen für sich. „Dabei ist es so wichtig, miteinander zu besprechen, was sie beschäftigt, Gedanken und Gefühle aussprechen, aber auch darüber sprechen, was bereits im Alltag gut läuft, und dabei nicht vergessen, was es daneben auch an Schönem, Positivem zu berichten gibt“, betont die Psychoonkologin. Einen geschützten Raum für diesen Austausch bietet die neue „Paar-Sprechstunde“ der Psychoonkologie. Nach einem Erstgespräch, das auf Wunsch des Patienten oder des Paares vereinbart wird, kann sich eine Beratung mit drei bis fünf Folgeterminen anschließen. In diesen Stunden bekommt das Paar unter anderem eine Art 'Training' der Kommunikation. Eine „günstige, förderliche Kommunikation ist lernbar“, so Rohden-Schiller. Ein wichtiges, aber oft sehr schambesetztes Thema sei bei vielen Paaren das Thema Sexualität. Denn wie andere Bausteine des gemeinsamen Lebens gerät mit einer Krebserkrankung auch dieser wichtige Teil des Lebens in Schieflage. „Paare Psychoonkologie Die Psychoonkologie ist ein Teil der Onkologie, des Bereichs der Medizin, der sich mit Krebserkrankungen beschäftigt. Die Psychoonkologie nutzt das Wissen verschiedener Fachrichtungen: der Medizin, der Psychologie, der Soziologie und der Philosophie. Stichwort Psychoonkologin Beate Rohden-Schiller. Foto: PR

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