19 | GRNPLUS | ATZ Weinheim Zusammenarbeit senkt Komplikations- risiko enorm Fast täglich kommen ältere Patienten mit hüftnahen Frakturen. In über 90 Prozent der Fälle werden sie innerhalb von 24 Stunden operiert. Oft haben sie mehrere Vor- und Begleiterkrankungen, die medikamentös behandelt werden. Die Geriater in Weinheim sehen sich die Patienten und deren Medikation in der Regel schon vor der Operation genau an. Möglicherweise können die Medikamente im Zusammenhang mit der OP zu einer Verwirrtheit führen oder den Kreislauf instabil machen. „Wir untersuchen die Menschen und schauen uns beispielsweise die Nierenwerte genau an.“ Darüber hinaus führen die Altersmediziner bereits vor der OP ein medizinisches Assessment durch, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie der Patient zu Hause versorgt wird und welche Fähigkeiten und Einschränkungen er hat. Aktivierend pflegen und emotional auffangen Der Eingriff bei hüftnahen Frakturen wird so durchgeführt, dass das Bein am nächsten Tag wieder belastet werden kann. „Das ist gerade bei hochbetagten Menschen wichtig, denn mit jedem Tag, an dem der Patient nur im Bett liegt, schwindet die Muskelmasse um etwa drei Prozent“, so Dr. von Pein. Die intensive Frührehabilitation zur Mobilisierung beginnt in der Regel noch auf der unfallchirurgischen Station C3 oder C4. Auch die Pflege dort ist Teil der Alterstraumatologie und arbeitet eng mit der Geriatrie zusammen. Im Verlauf entscheidet das Team, wann der Patient in der Akutgeriatrie A2 aufgenommen werden kann. „Die ist wie ein sicherer Hafen für die Patienten“, berichtet Dr. Steinwandt. „Nicht selten kommen die Patienten leider mit einem neuen Bruch zu uns und fragen gleich, ob sie wieder auf die A2 dürfen.“ Zur Frührehabilitation gehören die Physio- und Ergotherapie, eventuell auch Logopädie und Psychologie sowie regelmäßige Visiten. Das Ziel des individuell erarbeiteten Therapieplans ist immer, den Patienten nach Möglichkeit so schnell wie möglich wieder in die Bewegung zu bringen. Im Rahmen der aktivierenden Pflege, ein wichtiger Baustein der Alterstraumatologie, wird der Patient nicht im Bett gewaschen, sondern dabei unterstützt, für Körperpflege und Toilettengang aufzustehen. Wenn erkennbar ist, dass die Situation im Krankenhaus den Patienten überfordert, kommt die Delir- und Demenzbegleitung zum Einsatz, die Dr. von Pein 2018 gemeinsam mit Christiane Schneeweiß aufgebaut hat. Die wichtigste Aufgabe der Begleiter ist es, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und Struktur in den Tag zu bringen. Je länger ein Delir anhält, desto größer ist das Risiko, dass langfristig kognitive Einschränkungen zurückbleiben und ein Zurückkehren ins häusliche Umfeld nur schwer oder nicht mehr möglich ist. „Das ist eine Besonderheit bei uns in Weinheim und ein Riesenbenefit für die Patienten“, beobachtet Dr. Steinwandt. Etwa bei der Hälfte der Patienten mit einer Schenkelhalsfraktur ist das Team der Delir- und Demenzbegleitung beteiligt. Zusammenarbeit bringt Patienten schneller auf die Beine Im Durchschnitt bleibt ein Patient zwei Wochen in der Akutgeriatrie. In der Zeit entscheidet das Team mit den Betroffenen und Angehörigen, ob der Patient von einer Reha profitiert, zurück ins häusliche Umfeld kann oder in einer Einrichtung gepflegt werden soll. Eine Reha ist im Rahmen des Altersmedizinischen Zentrums direkt im selben Gebäude möglich. Das minimiert den organisatorischen Aufwand und ist für die Patienten eine große Erleichterung. „Sie können sich die Räumlichkeiten sogar bereits während ihres Aufenthalts bei uns in der Akutgeriatrie anschauen. Das nimmt schon ganz viele Ängste“, weiß Dr. von Pein. Er und sein Team sind auch während der Reha einbezogen, auch die Chirurgen sind bei Fragen und Problemen schnell vor Ort. Das ist ein riesiger Vorteil. Für eine Rehabilitation müssen Patienten kognitiv relativ fit sein, das haben die Beteiligten immer im Blick. In der Regel sind alterstraumatologische Patienten über 70-jährige Menschen mit typischen Verletzungen – hüftgelenksnahe Fraktur und Brüche am Becken, der Wirbelsäule oder am Oberarmkopf. Es gibt aber auch 76-Jährige, die beim Sport einen Bruch erlitten haben und so aktiv sind, dass sie nicht alterstraumatologisch betreut werden, sondern ihre Reha mit jüngeren Menschen gemeinsammachen. Deshalb ist es wichtig, genau hinzuschauen. „Das Besondere bei uns ist, dass Dr. von Pein mit seinem Team von der Aufnahme ... mit Dr. Michael Steinwandt und dem Team der Unfallchirurgie. | Foto: GRN
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