GRNplus 2 / 2025

15 | GRNPLUS | Klinikapotheke Sinsheim Und es gibt noch mehr in der Klinikapotheke zu tun: Gemeinsam im Team mit Ärzten und dem Labor Dr. Limbach werden Therapie-Leitlinien erstellt. Regelmäßig wird die GRN-Hausliste für Medikamente überarbeitet: Welche Arzneimittel werden nicht mehr benötigt, welche sollen neu ins Sortiment aufgenommen werden? Welche Möglichkeiten haben wir bei eventuell auftretenden Lieferengpässen? Auch die Stationsbegehungen, bei denen vor allem die ordnungsgemäße und sachgerechte Lagerung der Arzneimittel auf Station überprüft wird, und die Funktion als Stationsapotheker, bei der die Apotheker im Bereich der Arzneimittel dem medizinischen Personal in besonderer Weise zur Seite stehen, übernehmen seine Mitarbeiter. Dank der wachen Augen der Apotheker können zum Beispiel Nebenwirkungen für den Patienten reduziert oder vermieden werden. Hierbei ist auch die neue elektronische Patientenkurve ein hilfreiches Werkzeug. Zytostatika für die Krebsbehandlung Eine weitere wichtige und umfangreiche Aufgabe, die Martin Ehmann und die Kollegen haben, ist die Herstellung von individuell auf den Patienten zugeschnittenen Zytostatika-Infusionslösungen für die Behandlung von Krebserkrankungen. Diese Lösungen stellt das Team für die Kliniken, die gynäkologischen Ambulanzen in Sinsheim und Weinheim sowie für verschiedene MVZ in der Rhein-Neckar-Region her. Was aussieht wie ein Labor aus einem Science-Fiction-Film ist die zentrale Zytostatikazubereitung der GRN-Klinikapotheke. Über Schleusen gelangen Personal und Material in den mittels eines aufwendigen Systems belüfteten und überwachten Reinraum. Dort befinden sich mehrere Isolatoren. In den Isolatoren wird über große schwarze Handschuhe gearbeitet, die in die Außenwand der Box eingelassen sind. Die aufwendigen Maßnahmen schützen zum einen Mitarbeitende vor den hochpotenten toxischen Substanzen, zum anderen den Patienten, in dem die Sterilität der Zytostatika-Zubereitung sichergestellt wird. Hierfür wird unter anderem ein kontinuierliches mikrobiologisches Monitoring durchgeführt. An diesem besonderen Platz arbeiten eigens aus- und weitergebildete PTA. Eine sitzt direkt am Isolator, dem aseptischen Arbeitsplatz mit Doppelhandschuhen, trägt einen Overall, Haube und Maske und ist mit der Herstellung betraut. Eine weitere PTA reicht über eine Werkbank mit laminarer Luftströmung und weitere Schleusen die Materialien zur Herstellung an, damit die sterile Kette nicht unterbrochen wird. Eine dritte ist für die Dokumentation zuständig: Für welchen Patienten wurde der Infusionsbeutel hergestellt? Welche Charge wurde verwendet? Wer hat was, wann und wie zubereitet? Jeder einzelne Schritt muss später lückenlos nachzuvollziehen sein. In diesem Bereich der Apotheke ist absolute Reinheit oberstes Gebot. Petrischalen mit Nährmedium, die an verschiedenen Stellen platziert sind, sollen mögliche Keime erfassen und beim späteren Bebrüten in einem Brutschrank sichtbar machen. In ähnlicher Weise werden Abklatschtests an Oberflächen und Handschuhen durchgeführt. Ehmann erklärt, dass zur Sicherheit der Mitarbeiter auch regelmäßig Wischproben in der Abteilung genommen und zur Auswertung ins Labor geschickt werden. So werden mögliche Kontaminationsquellen mit den hochaktiven Substanzen erkannt und ausgeräumt. Die Klinikapotheke befindet sich in dem Gebäude, in dem 1896 die Eröffnung des damaligen Bezirksspitals gefeiert wurde; seit den 1970ern hat das Haus seine Funktion als Apotheke inne. So geschichtsträchtig der altehrwürdige Bau auch ist, so freut sich das Apotheken-Team auf den Umzug in die Räumlichkeiten der jetzigen Notaufnahme, die ihren Platz im Neubau findet. Es wird eine größere und moderne Apotheke entstehen. Dort strebt Martin Ehmann die Etablierung eines sogenannten Unit-Dose-Systems für die Arzneimitteltherapie an. Unit Dose ist der Sammelbegriff für die patientenindividuelle Zusammenstellung der Medikation durch die Apotheke. Ein Automat übernimmt die Verpackung oral verabreichter Medikamente in kleine Tütchen, sogenannte Blister. Mit der geplanten Umsetzung des Unit-Dose-Projekts wird die Sicherheit in der Medikamentengabe erhöht. Und – für Ehmann mindestens genauso wichtig: „Es ist eine riesige Entlastung für das Pflegepersonal, wenn nicht jede einzelne Tablette von Hand gerichtet werden muss. Erfahrungswerte zeigen, dass sich der Aufwand für die für das Stellen der Medikamente zuständige Pflegekraft von drei Stunden auf 30 Minuten pro Tag reduziert.“ Neue Räumlichkeiten, neue Technik, neue Herausforderungen – für die GRN-Klinikapotheke, wie für den gesamten GRN-Verbund, bleibt die Zukunft spannend. nl Die Kontaktdaten der Ansprechpartner finden Sie auf Seite 36 Mehr Informationen: www.grn.de/klinikapotheke Martin Ehmann | Foto: GRN Im Isolator ist Reinheit das wichtigste Gebot. | Foto: nl

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