GRNplus April / 2018

12 „Ehrlichkeit ist hier besonders wichtig. Wer zum Beispiel bei den Angaben zum Alkohol- oder Zigarettenkonsum schum- melt, bringt sich unter Umständen selbst in Gefahr“, betont Dr. Elke König, Chefärztin der An- ästhesie und In- tensiv- medizin an der GRN-Klinik Weinheim. All diese Informationen liefern den An- ästhesisten wertvolle Informationen für die richtige Dosierung der Narkose und minimieren damit das Risiko von Neben- wirkungen. Auch bei der Selbsteinschätzung der Schmerzempfindlichkeit, die sich von Patient zu Patient deutlich unterschied- en kann, sollte man nicht aus Eitelkeit so tun, als wäre man besonders „hart im Nehmen“. Die meisten Menschen hätten ein sehr gutes Gespür für ihre Schmerz- empfindlichkeit, wenn sie ehrlich zu sich selbst sind, weiß die Fachärztin aus langjähriger Erfahrung. Auch wenn Nar- kosen heutzutage für den Körper längst nicht mehr so belastend sind wie noch vor 20 Jahren, haben viele Menschen ein ungutes Gefühl. „Oft spielt die Angst vor dem Kontrollverlust durch die Nar- kose eine Rolle“, erläutert Dr. König. In solchen Fällen versuche man, durch die Erläuterung der Abläufe vor, während und nach der OP Ver- trauen aufzubauen. Mitunter treibe die Patienten aber auch die Angst um, trotz Narkose zum falschen Zeitpunkt aufzuwachen und plötzlich starke Schmerzen ertragen zu müssen. „Das können wir dank moderner und verlässlicher Medi- zintechnik und einer lückenlosen Über- wachung des Patienten heutzutage praktisch ausschließen“, versichert die Chefärztin der Anästhesie. Schmerzfreie Operationen dank wir- kungsvoller Narkosemittel gibt es noch gar nicht so lange. Jeder hat wahrschein- lich Wild-West-Filme im Gedächtnis, die oft zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielen. Wenn dem Helden eine Kugel herausgeschnitten wurde, durfte der Cowboy bestenfalls auf Alkohol und ein Beißholz hoffen. Der 16. Oktober 1846 gilt als die Geburtsstunde der modernen Anästhesie. Damals betäubte der ame- rikanische Zahnarzt William Thomas Green Morton in Boston einen Patienten mit Äther und führte damit die erste öf- fentliche Vollnarkose der Weltgeschichte durch. Seit jenem Tag hat sich eine Men- ge getan. Äther und Chloroform sind als Narkosemittel längst passé. Heute besteht eine moderne Vollnar- kose, die auch Allgemeinanästhesie genannt wird, aus der Kombination von drei verschiedenen Wirkstoffen: 1. Hyp- notika, also Mittel, die das Bewusstsein So funktioniert eine Narkose Die Anästhesie ist ein zentraler Fachbereich in jedem Krankenhaus, auch wenn sie bei den meisten Patienten zunächst nicht so stark im Fokus steht wie die Gründe für eine Operation oder die Ursache von Schmerzen. Das ändert sich spätestens bei der Narkose-Aufklärung durch den Facharzt, weil der Patient dann zahlreiche Fragen beantworten muss. Dr. Elke König ist Chefärztin der Anästhesie und Intensivmedizin an der GRN-Klinik Weinheim. Foto: GRN

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