GRNplus Mai / 2022

30 Gesund in der Region Auch wenn bei der gut zweistündigen Führung nur einige der weit über 100 Baumarten aus verschiedenen Kontinenten zur Sprache kommen können: Der Naturfreund vermittelt ausgezeichnet und unterhaltsam Einprägsames über den Wald und seine stummen Bewohner. Gerne kleidet er die Informationen in kleine Geschichten oder Anekdoten. „Es kann sein, dass jetzt gleich Hoss und Little Joe vorbeigeritten kommen“, scherzt er an der Gelbkiefer, denn aus ihrem Holz, da ist er sich ganz sicher, wurde die Ponderosa-Ranch gebaut, die von Familie Cartwright in der legendären Westernserie Bonanza bewohnt wurde. Mit einem verwelkten Blatt der japanischen Großblattmagnolie vom Vorjahr in der Hand erinnert er sich an die Hochzeitsszene in einem James-Bond-Film, als für den Geheimagenten in Japan mit den großen Magnolienblättern Spalier gestanden wurde. Pflanzungen beginnen im Jahr 1872 Für die Magnolienblüte kam die erste Führung durch den Exotenwald ein paar Wochen zu früh. Doch einige der rund 20 Teilnehmer wollen sowieso wiederkommen. Nun wissen sie bereits, dass Freiherr Christian von Berckheim ein Vermögen ausgab, als er 1872 mit den Pflanzungen für den Exotenwald begann. Damals kostete ein einziger Mammutbaum 43 Goldmark. Der spätere Graf orderte 1040 Stück. Nicht alle Bäumchen überlebten die lange Schiffsreise bei ungewohntem Die Spuren, die unzählige Hände am Stamm des Bergmammutbaums hinterlassen haben, sind deutlich erkennbar. Die weiche Rinde des stattlichen Riesen ist abgegriffen. Kerzengerade wuchs er dem Licht entgegen, aber mit seinen 150 Jahren ist er noch ein Halbstarker, denn es dauert um die 300 Jahre, bis diese Bäume ausgewachsen sind. Manches Geheimnis der stummen Bewohner des Exotenwaldes lüftete Dietmar Spicker bei der ersten Führung im Jubiläumsjahr durch eines der botanischen Aushängeschilder Weinheims. Meeresklima, die an der amerikanischen Westküste südwärts, dann um Kap Hoorn und über den Atlantik bis Europa führte. Weinheim könne heute allerdings stolz auf den größten Bestand von Mammutbäumen außerhalb Kaliforniens sein, meint Dietmar Spicker. Dabei haben die Baumriesen trotz mächtiger Wurzeln, die sowohl in die Tiefe als auch in die Breite gehen, um bei der stattlichen Höhe Standfestigkeit zu garantieren, auch ihre Schwierigkeiten mit Hitze. In den heißen Sommern vergangener Jahre sicherte mitunter die Feuerwehr durch Beregnung der Bäume ihr Überleben. „Nur zwei haben es nicht geschafft“, sagt Spicker. Dass ihm der Exotenwald längst eine Herzensangelegenheit ist, spürt man bei seinen Erläuterungen. Oft habe er sich gefragt, was dem Freiherrn bei der Gründung seines Arboretums besonders wichtig gewesen sei. Inzwischen ist er sich sicher: „Er wollte etwas für die Nachwelt schaffen, denn wer Bäume pflanzt, weiß, dass er sie nicht mehr in ihrer vollen Größe erleben wird.“ Exotische Parks in Mode Die Gründungszeit des Exotenwaldes wird von 1872 bis 1884 datiert. Die Ankäufe und Lieferung von Bäumen samt Karten zu ihren Anpflanzungen sind exakt festgehalten, erfuhren die Teilnehmer der Führung. Damals war das Pflanzen exotischer Halbstarke Riesen Filmstars und stumme

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