GRNplus Dezember / 2022

Katharina Elbs: Wir kommen ja aus der Historie eigenständiger Standorte. Deshalb gibt es sicherlich Synergien in der Holding, also bei den zentralen Funktionen und Verwaltungsbereichen, die wir heben können. Darüber hinaus schließe ich nicht aus, dass man sich auch medizinisch noch einmal anders verzahnt, die Spezialisierung, aber auch die Zusammenarbeit der Fachbereiche an den verschiedenen Standorten fördert. Außerdem können wir uns als Verbund bei der Mitarbeiterbindung und der Außendarstellung der Marke GRN sicher noch verbessern. Wie wichtig ist es, dass die Einrichtungsleitungen weiterhin das Profil ihrer Standorte maßgeblich prägen? Judith Masuch: Es ist wichtig, dass jede Einrichtung auch historisch bedingt eine gewisse Eigenständigkeit hat. Einerseits stellen wir uns die Rolle der Einrichtungsleitungen so vor, dass diese die Geschäftsführung vor Ort repräsentieren. Andererseits sind sie das Gesicht der GRN vor Ort. Sie bekommen hautnah mit, wo die Themen und Herausforderungen vor Ort sind, und sie sind komplett für das operative Geschäft verantwortlich. In Zeiten des Fachkräftemangels ist die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern eine der großen Herausforderungen für Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Die GRN mit ihren rund 3500 Beschäftigten sind da bereits sehr aktiv. Trotzdem haben Sie angekündigt, dass Sie sich in diesem Bereich weiter verbessern wollen. Was schwebt Ihnen da konkret vor? Judith Masuch: Wir haben dazu erst kürzlich eine Mitarbeiterumfrage gestartet, die von einem externen Institut durchgeführt wird. In Kürze sollen uns erste Ergebnisse vorliegen. Anschließend werden wir die Ergebnisse – und im Idealfall erste Maßnahmen – den Mitarbeitenden vorstellen und in Arbeitsgruppen weiter vertiefen. Wir erhoffen uns, dass wir daraus konkrete Maßnahmen ableiten können, welche die Mitarbeiterzufriedenheit fördern. Angesichts der schon jetzt erfreulich hohen Beteiligung der Beschäftigten an der Umfrage sind wir optimistisch, dass dies auch gelingt. Ein weiterer Schwerpunkt sowohl bei der Mitarbeiterzufriedenheit als auch bei der Mitarbeitergewinnung sind moderne Arbeitsplätze. Was die Digitalisierung in der Pflege angeht, sind wir schon sehr weit. Wir haben eine digitalisierte Pflegedokumentation und bekommen dafür ein sehr positives Feedback von den Beschäftigten, weil es eine erhebliche Arbeitserleichterung darstellt. Wir überlegen zudem, wie wir weitere finanzielle Anreize schaffen können, um eine angemessene Entlohnung unserer Pflegekräfte zu gewährleisten. Was ebenfalls entscheidend ist, um Fachkräfte zu gewinnen: Wir betreiben in Kooperation mit dem PZN eine eigene Schule, das Bildungszentrum Gesundheit in Wiesloch, damit wir ausreichend Auszubildende haben und diese auf höchstem Niveau ausbilden können. Das hat für uns einen ganz hohen Stellenwert. Deshalb gibt es in unseren Einrichtungen auch speziell geschulte Ausbildungskoordinatoren, die unsere Schülerinnen und Schüler unterstützen. Auch beim Thema Mitarbeiter drängt sich die Frage nach den politischen Rahmenbedingungen auf. Was würden Sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach ans Herz legen, wenn er die GRN-Kliniken besuchen würde? Judith Masuch: Wir haben einen Fachkräftemangel bei den Pflegenden, zum Teil auch im ärztlichen Bereich. Vor diesem Hintergrund müssen wir mitunter auf Leasingkräfte zurückgreifen, die im Vergleich zu Stammpersonal ungleich teurer sind, weil das Leasingunternehmen ja mitverdient. Diese Mehrkosten werden jedoch von den Kassen nicht übernommen. Was fast noch schlimmer ist: Die Leasingfirma wirbt neue Mitarbeiter mit dem Versprechen an, dass sie zum Beispiel keine Schicht- und Wochenenddienste leisten müssen. Das kann eine Klinik dem Stammpersonal in dieser Form gar nicht bieten, weil wir ja rund um die Uhr für die Patienten und Bewohner da sein müssen. Deshalb wäre mein Wunsch an Herrn Lauterbach: Unterbinden Sie das Leasing im Pflegebereich! Das gibt es doch auch für andere Branchen. Katharina Elbs: Ich würde Herrn Lauterbach auf das Pflegebudget ansprechen. Fakt ist, dass die heutigen Regelungen im Detail so schwammig sind, dass sich die Verhandlungen mit den Krankenkassen, was denn jetzt wirklich refinanziert wird, ewig in die Länge ziehen. Wir haben deshalb erst im August 2022 den Abschluss für das Pflegebudget 2020 vereinbart. Das heißt: Mehr als eineinhalb Jahre lang wurden mehr als elf Millionen Euro nicht vergütet. Das sorgt bei vielen Kliniken für große Probleme in der Liquidität. Apropos Politik: Dass der Rhein-Neckar-Kreis Träger der GRN ist, hat sich besonders in schwierigen Zeiten als Segen erwiesen. Welche Bedeutung hat der Dialog mit den politischen Gremien des Kreises für Ihre Arbeit? Katharina Elbs: Dieser Dialog ist für uns enorm wichtig. Denn wir sind unserem Gesellschafter sehr dankbar, dass der Kreis zu seinen Einrichtungen steht. Mit einem intensiven und transparenten Austausch wollen wir deutlich machen, dass wir mit den Kreismitteln, die uns großzügig zur Verfügung gestellt werden, verantwortungsbewusst und wirtschaftlich umgehen. 23

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