GRNplus Dezember / 2022

Kristin Ulrich arbeitet als Intensivfachpflegekraft in der GRN-Klinik in Eberbach und ist sich sicher: „Hier gehöre ich hin.“ Sie spricht offen über die Vorteile und Herausforderungen des Jobs und weiß, was Berufsanfänger mitbringen müssen. Intensivpflege Der Alltag von Kristin Ulrich wirkt für den Außenstehenden wie ein Spagat inmitten von Gegensätzen. Als Intensivkrankenpflegerin bewegt sie sich zwischen Empathie und Selbstschutz, zwischen Hingeben und Loslassen, zwischen keine Zeit haben und sich Zeit nehmen und auch immer wieder zwischen Leben und Tod. Diesen Drahtseilakt beherrscht die 29-Jährige. Heute ist es ruhig auf der Eberbacher Intensivstation. Ein Mann liegt in einem der Zimmer und unterhält sich mit seiner Ehefrau, die zu Besuch gekommen ist. Schläuche und Geräte sind nicht zu sehen. Einige Betten warten unter Folie im Eingangsbereich der Station auf ihren Einsatz. In dieser Stille sieht es fast so aus, als hätte es COVID hier in Eberbach nie gegeben. Aber eben nur fast. Wer genau hinschaut, entdeckt die Spuren der Pandemie: In einem der Räume hängen Atemschutzmasken, deren Visier über einen Schlauch mit einem Filter am Bauchgurt verbunden ist. Mit ihnen haben die Pflegekräfte monatelang unter Hochdruck gearbeitet. Im Pausenraum steht ein einzelner Stuhl; gemeinsam essen ist noch nicht erlaubt. Es sind diese vermeintlich kleinen Dinge, die Kristin Ulrich zu schaffen machen. Sie sehnt sich nach Normalität. Denn zu ihrer Arbeit gehört für sie nicht nur der Umgang mit Patienten, sondern auch das Krafttanken im Gespräch mit ihren Kollegen; mit ihrer Ersatzfamilie, wie sie sie nennt. Beim Gang über den Flur strahlt Ulrich eine selbstbewusste Ruhe aus, die sie in zehn Jahren Berufserfahrung aufgebaut hat. Ursprünglich war nicht die Pflege ihr Ziel. Für ihre Zukunft hatte sie am Anfang ihrer Berufskarriere andere Pläne. Ein Wirtschaftsstudium wollte sie absolvieren – vielleicht auch Chemie oder Physik. Doch sie folgte dem Rat ihrer Mutter, die damals sagte: „Frag doch mal im Krankenhaus, du kannst doch gut mit Menschen.“ Und heute hat Ulrich keinen Zweifel, dass es die richtige Entscheidung war: „Ich bin froh, dass Plan A nicht funktioniert hat. Plan B ist perfekt. Hier gehöre ich hin.“ Was Intensivfachpflege für sie so perfekt macht, ist das Wissen, dass sie ist perfekt" „Plan B 16

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